Als es darum ging, die anfangs schleppend anlaufenden Corona-Hilfsmaßnahmen für Kulturbetriebe einzufordern, war er einer der lautesten Kritiker der Politik: Herbert Föttinger, Direktor des Theaters in der Josefstadt. Nun aber wird die Wiener Institution selbst kritisiert, nämlich dafür, die dann doch umfangreich angebotenen Hilfsmaßnahmen nur unzureichend beansprucht zu haben.

17 Produktionen will man im nächsten Jahr im Theater in der Josefstadt zeigen.
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So verzichtete man etwa weitgehend auf Kurzarbeit im zweiten Lockdown, der sich fast über die gesamte Spielzeit 2020/21 zog, und probte hinter verschlossenen Türen unbeirrt weiter, um ein Feuerwerk des Schauspiels abschießen zu können, sobald geöffnet wird. 17 Produktionen will man im nächsten Jahr zeigen, was ein Finanzloch von bis zu zehn Millionen Euro aufreißt. Dieses sollen die Fördergeber aus Bund und Stadt stopfen. Kaufmännische Umsicht sieht anders aus.

Weitere Hilfen sind zwar noch ausständig; und natürlich wird niemand das älteste noch bespielte Theater Wiens, schon allein aus Kulturgutschutzgründen, fallenlassen wollen. Eines muss man aber festhalten: Während tausende Betriebe im ganzen Land ihre Hausaufgaben gemacht haben und die Hilfstöpfe leerten, ließ Direktor Föttinger lieber in TV-Sendungen seinem generellen Unverständnis über die Pandemiemaßnahmen freien Lauf. Jetzt nachträglich mehr Zuschüsse zu verlangen bringt leider die ganze Kulturbranche in Verruf. (Stefan Weiss, 24.6.2021)