Niederknien, um zu hören – die Audioinstallation "Als alle Ohren hören konnten" erinnert an vom NS-Terror ermordete Menschen.

foto: thomas neuhold

Während sich das offizielle Salzburg wieder einmal in eine Debatte um die Nicht-Umbenennung ihrer nach aktiven und teils hochrangigen Nationalsozialisten benannten Straßen verstrickt hat, erinnern Studenten und Studentinnen des Thomas-Bernhard-Institutes an der Universität Mozarteum mit einer Audioinstallation an ein besonders dunkles Kapitel der Salzburger Stadtgeschichte: Im sogenannten "Zigeunerlager Maxglan" im Stadtteil Leopoldskron-Moos waren von 1940 bis 1943 mehrere hundert Roma und Sinti gefangen.

Fast alle wurden nach Auflösung des Zwangsarbeitslagers in Vernichtungslager deportiert und ermordet – ein großer Teil davon waren Kinder und Jugendliche. Rund 250 Namen und Geschichten der Opfer konnten Historiker rekonstruieren, viele Opfer blieben namenlos. Bekannt wurde das Lager vor allem auch, weil von hier insgesamt 51 Sinti als Statisten zu den Dreharbeiten für Leni Riefenstahls Film "Tiefland" zwangsverpflichtet wurden.

Niederknien oder verneigen

Studenten und Studentinnen des Masterstudiengangs Applied Theatre der Universität Mozarteum erinnern mit einer dreitägigen, temporären Audioinstallation an das Schicksal dieser Menschen und damit an eine der vielen "Schattengeschichten" der Stadt Salzburg. Die Installation besteht aus entlang des Glanbaches in den Boden eingelassenen, kleinen Hörsäulen. Die Symbolik ist eindeutig: Man muss sich niederknien (oder zumindest verneigen), um zu hören.

Zu hören sind persönlich aufgezeichnete Briefe an namentlich bekannte wie an namenlose Opfer. Die Autoren und Autorinnen der Briefe sind bekannte Vertreter der österreichischen Roma-Community wie beispielsweise der Direktor des Kulturvereins Österreichischer Roma Andreas Sarközi, Schriftsteller wie etwa der Oberösterreicher Ludwig Laher oder auch Zeithistoriker wie Andreas Praher oder der Leiter des Alpine Peace Crossing Robert Obermair.

Anhaltende Diskriminierung

Das Vergessen und das Vergessen-Lassen scheine Teil des Lebens in dieser Stadt zu sein, hieß es vonseiten der Studenten und Studentinnen bei ihren kurzen Statements im Rahmen der Eröffnung am Donnerstagabend. Gemeint war wohl auch die Debatte um die Nazi-Straßennamen in Salzburg. Und sie erinnerten auch an das Schicksal jener Roma, die aktuell an den Straßenecken der Stadt säßen und zum Betteln gezwungen seien. Die Zeit der Diskriminierung dieser Volksgruppe in Europa sei noch längst nicht überwunden. (Thomas Neuhold, 25.6.2021)