Auch das gibt es in Deutschland: Die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim erhält Ende 2020 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Damit wurde auch Christian Drosten ausgezeichnet, der sich nicht nur auch als Virologe, sondern auch als Wissenschaftskommunikator einen Namen machte.

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Wien – Der jüngste Rechnungshofbericht über Wissenschaftskommunikation in Österreich aus dem Jahr 2018 war einigermaßen verheerend. Es werde in Österreich zwar relativ viel Geld von gleich drei Ministerien für Forschungs- und Wissenschaftskommunikation ausgegeben, nämlich 61,84 Mio. Euro von 2013 bis 2017. Die Mittelvergabe sollte aber besser koordiniert sein, und hinsichtlich der Wirkung bräuchte es mehr Qualitätskontrolle.

Zudem fehlt es – etwa im Vergleich zu Deutschland und der Schweiz – sowohl an politischem Problembewusstsein wie an Konzepten und an einschlägiger Forschung. Zwar gibt es eine einschlägige Professur in Graz. Doch da wird weniger Forschung über Wissenschaftskommunikation betrieben als selbst Wissenschaft kommuniziert. Dabei wäre gerade jetzt in der Pandemie evidenzbasiertes Wissen darüber nötig, wie und unter welchen Bedingungen Wissenschaftskommunikation wirkt.

Richtig neidisch kann man bei einem Blick über die Grenzen nach Deutschland werden: Dort schrieb die Volkswagenstiftung mehrere Zentren für Wissenschaftskommunikationsforschung aus. 27 Anträge von Konsortien mit 500 Einzelpersonen aus 300 Institutionen langten ein; nun werden vier Projekte in München, Kiel, Tübingen gefördert sowie ein Verbund Dortmund, Essen, Bonn. Der Förderzeitraum beträgt fünf Jahre und kann um maximal drei Jahre verlängert werden.

Vier Gewinnerprojekte

Zu den vier Gewinnern zählen das Projekt "Communicating Planetary Health: The Munich Science Communication Lab", das Expertisen aus den Bereichen der Gesundheits- und Klimaforschung unter dem Oberbegriff "Planetary Health" zusammenbringen will, um neue Narrative und Modelle für die Wissenschaftskommunikation zu entwickeln.

Gewonnen hat außerdem "Evolving Visualizations for Evolving Health – The Kiel Science Communication Network"; dieses Projekt will ein national und international sichtbares Zentrum für forschungsbasierte visuelle Wissenschaftskommunikation etablieren mit Fokus auf Themen aus den Gesundheitswissenschaften und der Medizin.

Partizipatorische Ansätze

Das "Rhine-Ruhr Centre for Science Communication Research" wird sich in drei Teilprojekten vor allem der Frage widmen, wie die Vermittlung von Wissen über das Wissenschaftssystem selbst gelingt. Das "Center for Rhetorical Science Communication Research on Artificial Intelligence" an der Uni Tübingen schließlich will neue Methoden der partizipatorischen Wissenschaftskommunikation im Feld der KI-Themen entwickeln.

Deutschland hat nicht nur mit Mai Thi Nguyen-Kim eine auch international herausragende Frontfrau für Wissenschaftsjournalismus und Wissenschaftskommunikation, zahlreiche Ausbildungen für Wissenschaftsjournalismus oder das vorbildliche Science Media Center. Nun gibt es beim großen Nachbarn auch einen beeindruckenden Schub für die Wissenschaftskommunikationsforschung. (tasch, 29.6.2021)