Am Mittwoch ist der Antiviren-Pionier John Mcafee tot in einem katalanischen Gefängnis aufgefunden worden. Der 75-Jährige hätte in den kommenden Tagen in die USA ausgeliefert werden sollen. Am Freitag behauptete nun seine Witwe, Janice McAfee, dass ihr Ehemann nicht suizidgefährdet gewesen sei, berichtet die "Associated Press". Ihre Aussage befeuert zahlreiche Verschwörungstheorien, die sich im Internet seit Bekanntwerden des Todes McAfees verbreiteten.

Witwe: "Er würde sich niemals das Leben nehmen"

Außerhalb des Gefängnisses äußerte sich Janice McAfee erstmals zum Tod ihres Mannes: "Er würde niemals auf diese Weise aufgeben, er würde sich niemals das Leben nehmen", sagte die Witwe zu Reportern und verlangte eine "gründliche" Aufklärung zur Todesursache.

Frau McAfee behauptete auch, dass sie erst Stunden bevor ihr verstorbener Ehemann gefunden wurde, mit ihm telefoniert habe: "Seine letzten Worte zu mir waren ‚Ich liebe dich und ich rufe dich am Abend an‘". Für McAfee sei die Wortwahl ein Indiz dafür, dass ihr Ehepartner nicht suizidgefährdet gewesen sei, erklärte sie am Freitag.

Welle an Verschwörungstheorien

Die Aussagen McAfees Witwe befeuern die zahlreichen Verschwörungstheorien rund um die Todesursache des McAfee-Gründers, die sich auf sozialen Medien und Messaging-Plattformen verbreiten. Besonders unter "Qanon"-Anhängern, die unter anderem glauben, dass der ehemalige US-Präsident Donald Trump einen geheimen Krieg gegen den "tiefen Staat" und einem Drogen-Ring aus Kinderschändern führe, wird behauptet, dass John McAfee sich nicht umgebracht habe.

Stoff für Theorien

Die Saat für solche Theorien streute McAfee jedoch bereits zu Lebzeiten selber. In einer Reihe von Tweets behauptete er etwa, dass er Grund habe zu glauben, dass US-Behörden ihn "sich umbringen" lassen werden. Im Oktober 2020, kurz nach seiner Festnahme in Barcelona, schrieb er "Ich bin zufrieden hier. Ich habe Freunde. Das Essen ist gut. Alles ist in Ordnung. Ihr solltet wissen, dass wenn ich mich erhänge, wie Epstein, dass es nicht meine Schuld sein wird."

Dieser Twitter-Beitrag sorgt nun dafür, dass unzählige Internet-Nutzer die Todesursache McAfees, ähnlich wie bei dem verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein, anzweifeln. John McAfee sagte selber, dass er nicht glaube, dass Epstein kurz vor der Auslieferung in die USA, Selbstmord begangen habe.

Warnung…
… oder Geschäftsmodell?

Bereits 2019 twitterte McAfee: "Wenn ich Selbstmord begehe, war ich‘s nicht", warnte er 2019 auf Twitter. Was einige Nutzer in den Spekulationen rund um den Selbstmord jedoch außer Acht lassen ist, dass McAfee mit seinen Tweets auch seinen Krypto-Token WHACKD bewarb, und so am Internettrend der Theorien rund um Epsteins Tod mitverdienen konnte.

Widersprüchliche Tweets

Andere Postings des Multimillionärs, die er aus dem spanischen Gefängnis heraus absetze, zeichnen jedoch ein anderes Bild und sprechen nicht für eine intakte psychische Gesundheit des 75-Jährigen. In einem Posting schrieb er etwa, dass ihn ein anderer Insasse gefragt habe, ob McAfee eine schmerzfreie Methode kenne, mit der er sich umbringen könnte. In einem anderen Tweet beschrieb er, wie sichtbar die Trauer der Gefangenen sei, "selbst in den wütendsten Gesichtern".

Untersuchung

Die Autopsie des Körpers von McAfee ist laut spanischer Behörden noch in vollem Gange. Eindeutige Ergebnisse können "Tage oder Wochen" brauchen, jedoch deute vor Ort alles auf einen Selbstmord hin, heißt es von den Behörden.

Der 75-Jährige wurde im Oktober 2020 am Flughafen von Barcelona verhaftet, nachdem US-Bundesstaatsanwälte ihn beschuldigt hatten, Steuern hinterzogen und vorsätzlich keine Steuererklärungen abgegeben zu haben. In einer Auslieferungsanhörung behauptete McAfee, dass die Vorwürfe gegen ihn politisch motiviert seien. (hsu, 26.6.2021)