Die Kärntnerin Anna Knoltsch ist Hauptmann beim Bundesheer – und als Fire Chief für den Brandschutz im Camp der Vereinten Nationen zuständig.

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Verteidigungsministerin Klaudia Tanner lässt sich in Sarajevo von einer österreichischen Charge die umfangreiche Ausrüstung vom Stiefel über die Atemschutzmastken bis zu den Nachtsichtgeräten zeigen

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Die österreichischen Aufklärer verfügen über eine besonders gute Ausbildung und genießen das Vertrauen des Nato-Kommandos im Kosovo

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Tanner sucht das Gespräch mit Soldatinnen – künftig soll ein eigenes Referat dazu beitragen, dass der Frauenanteil im Bundesheer steigt.

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Camp Naqoura – Hauptmann Anna Knoltsch ist für Vereteidigungsministerin Klaudia Tanner keine Unbekannte: Zum ersten Mal sind die beiden Frauen zusammengetroffen, als die junge Offizierin im Vorjahr den hygienisch einwandfreien Rücktransport von Covid-19 Patienten in einer Hercules C 130 Transportmaschine des Bundesheeers organisierte. Knoltsch ist Soldatin im ABC-Abwehrzentrum in Korneuburg, wo sie eigentlich für die ABC-Aufklärung eingeteilt war – also zum Aufspüren und Nachweisen atomarer, biologischer oder chemischer (Kampf)Stoffe.

Am vergangenen Freitag saß sie aber der Ministerin in einer neuen Funktion gegenüber: Sie ist nunmehr "Fire Chief", also Kommandantin der Feuerwehr, die im Unifil-Camp Naqoura an der libanesisch-israelischen Grenze mit einem 22 Mann starken Team für den Brandschutz im 10.500 Soldaten und 1000 Zivilisten beherbergenden Lager zuständig ist.

Striktes Alkoholverbot

Für die militärische Feuerwehr bedeutet das einen Wechsel von Dienst und Bereitschaft rund um die Uhr – was unter anderem ein totales Alkoholverbot bedeutet. "Ein Bier nach Dienst gibt es nicht, denn Du bist ja sofort in der Bereitschaft und es kann jederzeit etwas ausbrechen", sagt einer der Soldaten.

Und es bricht immer wieder etwas aus – etwa ein Feuer in der Unterkunft einer anderen der 45 truppenstellenden Nationen im Camp (das Bundesheer ist von solchen Zwischenfällen bisher verschont geblieben) oder ein Waldbrand außerhalb des Camps. Zweimal musste Knoltsch in ihren ersten Wochen im Einsatz für die Vereinten Nationen schon Waldbrände löschen, erzählt sie. Auf die Mannschaft kann sie sich verlassen, für 70 Prozent der militärischen Feuerwehrleute ist es nicht der erste Auslandseinsatz.

Wenige Soldatinnen

Ministerin Tanner, die in der Vorwoche die drei großen Auslandsmissionen des Bundesheers (neben Unifil sind das die Eufor in Bosnien und die Kfor im Kosovo) inspiziert hat, legt bei ihren Truppenbesuchen besonderen Wert auf den Kontakt zu Soldatinnen. Von diesen gibt es in den österreichischen Kontingenten auffällig wenige: 5,9 Prozent sind es bei der UN-Truppe im Libanon, 4,5 Prozent bei der Nato-Mission im Kosovo und gar nur 1,7 Prozent bei den EU-Kräften in Bosnien.

Das ist kein großer Unterschied zum Frauenanteil im gesamten Bundesheer, der seit längerer Zeit bei 3,2 Prozent liegt. Dies liegt meilenweit von der Vorgabe, die die Vereinten Nationen im Rahmen ihrer Initiative "Women, Peace and Security" macht. Im Vorjahr wurde beschlossen, bis 2028 in Friedensmissionen den Anteil von Soldatinnen in Kontingenten auf 15 Prozent und den Anteil von Offizierinnen in Stäben und Militärbeobachterinnen auf 25 Prozent zu steigern. Der Frauenanteil in den Kontingenten aller UN-Missionen beträgt derzeit 5,4 Prozent.

Viele der Länder, die derzeit Friedenstruppen stellen, tun sich schwer damit, diese Vorgaben zu erfüllen. Die deutsche Bundeswehr, die eine reine Berufsarmee ist, hat bei ihren internationalen Einsätzen einen Frauenanteil von 7,5 Prozent.

Probleme nicht nur in westlichen Armeen

Hört man sich im österreichischen Kontingent im Libanon um, so erfährt man, dass sich nicht nur westliche Truppensteller mit den UN-Vorgaben schwer tun. "Die UN stellen sich vor, dass Soldatinnen in allen Funktionen gleichgestellt vertreten sein sollten – für die indische Armee wäre es nach meiner Erfahrung zum Beispiel schwer vorstellbar, Frauen auf exponierte UN-Stützpunkte zu schicken", sagt ein langgedienter österreichischer Unteroffizier.

Andere Länder dagegen würden womöglich ganze Bataillone von Frauen aufstellen und zwangsverpflichten, in den Auslandseinsatz zu gehen – wobei der jeweilige Staat den von den Vereinten Nationen gezahlten Sold teilweise einbehalten könnte. Ein Szenario, dass der Gleichstellungsinitiative völlig widersprechen würde – und auch die Qualität der Truppe kompromittieren könnte.

Vertrauen in die Aufklärer

Der im internationalen Vergleich hohe Ausbildungsstand der österreichischen Soldaten und deren sprichwörtliches Improvisationstalent sind zwei der Gründe, warum das Bundesheer als Truppensteller geschätzt wird: Bei der unter Nato-Kommando stehenden Kfor-Truppe in Pristina wird beispielsweise das für die Lageeinschätzung extrem wichtige und geheim operierende Aufklärungselement großteils von österreichischen Soldaten gestellt und von österreichischen Offizieren geführt – ihm sind aber auch Soldaten aus anderen Staaten (durchwegs Nato-Mitglieder) unterstellt.

Tanner zeigte sich von den Leistungen der Auslandskontingente beeindruckt: "Wir beweisen, dass wir internationale Verantwortung übernehmen und trotz Corona-Krise alle Aufträge erfüllen können." Dass da und dort Mängel auftreten, registriert sie – etwa, dass das Logistik-Element im Kosovo 15 Fehlstellen aufweist, weil qualifizierte Fahrzeugtechniker fehlen und das Gerät bis zu 35 Jahre alt ist.

Und sie versucht, Abhilfe zu schaffen: Im Rahmen der Neugliederung des Ministeriums wird ein eigenes Referat geschaffen, das sich ausschließlich mit der Steigerung des Frauenanteils befassen soll. (Conrad Seidl, 27.6.2021)