Max Verstappen hat alles Im Griff.

Foto: APA/AFP/Klamar

So sehen Sieger aus.

Foto: APA/AP/Vojinovic

Spielberg – Spielberg hat es in den vergangenen Jahren gut gemeint mit der Formel 1. Die Grands Prix auf dem Red-Bull-Ring zählten stets zu den spektakulärsten der Saison, es gab Crashes, Überholmanöver, Hochspannung. Und wenn einmal jemand so wie Lewis Hamilton im vergangenen Jahr beim GP der Steiermark einen langweilig-erwartbaren Sieg einfuhr, lieferten die Ferraris immerhin eine teaminterne Karambolage.

Da auch die schönsten Regeln Ausnahmen brauchen, gab es am Sonntag den Grand Prix der Steiermark 2021. Es war eher kein Spektakel, aber ein Triumph für Max Verstappen. Der Niederländer raste zu einem seiner dominantesten Siege. Hamilton gab sich Mühe, konnte den überlegenen Red-Bull-Piloten aber nie unter Druck setzen. Der zweitplatzierte Brite erlebt jetzt, wie sich der Rest der Welt im vergangenen Jahrzehnt gefühlt hat.

Verstappen baute seine WM-Führung auf 18 Punkte aus, das ist der größte Abstand der bisherigen Saison. Und die Art seines Sieges zwang Beobachter förmlich zu Überlegungen und Spekulationen zum bevorstehenden WM-Kampf.

"Man weiß ja nie genau, wo man am Schluss landen wird", sagte Verstappen, "aber heute war es ein tolles Gefühl und eine tolle Balance im Auto. Wir versuchen, das nächstes Wochenende noch einmal zu schaffen." Nächstes Wochenende findet ja auf derselben Strecke der GP von Österreich statt.

"Ich konnte da vorn die Reifen schonen, mich auf meine Rundenzeiten konzentrieren, das hat sich alles richtig gut angefühlt", sagte Verstappen – und ohne den leichten niederländischen Akzent hätte man glauben können, den ewigen Hamilton sprechen zu hören.

Mercedes besorgt

Der Brite klang aber ganz anders, als man das jahrelang erlebte. "Die haben sich in den vergangenen Wochen so sehr verbessert, es war unmöglich", klagte er. "Ich weiß gar nicht genau, wo wir die ganze Zeit auf sie verlieren."

Auch Toto Wolff war einigermaßen konsterniert. "Es war heute zum ersten Mal in den sieben, acht Jahren, in denen ich dabei bin, ein Rennen, bei dem du merkst: Das Paket ist nicht stark genug", sagte der Mercedes-Motorsportchef. Es fehlten Power, Downforce, Traktion und manch anderes. Der Silberpfeil belaste die Reifen zu sehr, weil es eben an allen Ecken mangle.

"Es war ein einsames Rennen", sagte Hamilton. Das lag an Teamkollege Valtteri Bottas, der sich schon am Freitag in der Boxengasse drehte und dafür in der Startaufstellung um drei Plätze zurückversetzt wurde. Über ein Aus des Finnen beim Weltmeisterteam wird seit Wochen offen spekuliert, weil die Ergebnisse nicht stimmen.

Auf sich allein gestellt, fehlten Hamilton gegen Verstappen nicht nur die Pace, sondern auch taktische Möglichkeiten. So führte Verstappen ganz entspannt eine Prozession an. Auch im Feld tat sich für Spielberger Verhältnisse wenig. Beim Start schlitzte der Frontflügel von Charles Leclercs Ferrari den Hinterreifen von Pierre Gaslys AlphaTauri auf, beide fielen zurück.

Einziger Wermutstropfen für Red Bull war ein vergeigter Boxenstopp von Sergio Perez, dank dem Bottas den dritten Platz erbte. Die Aufholjagd des Mexikaners kam ein paar Runden zu spät, erst auf der Ziellinie kam er in Schlagdistanz. Hätte die Crew bei seinem Reifenwechsel nicht etwa zwei Sekunden liegen gelassen, wären wohl zwei RB-Boliden auf dem Podium gestanden.

Kein Tropfen

Am Ende gab es immerhin noch das Minimalspektakel. Hamilton holte sich für die letzten Runden frische Reifen ab und auf den letzten Drücker den Bonuspunkt für die schnellste Runde.

Der sehnsüchtig erwartete Unterhaltungsgarant blieb aus: Vor dem Start war über bevorstehende Gewitter spekuliert worden, im Rennen fiel kein Tropfen Regen. Verstappen war froh – und erhofft sich für den kommenden Sonntag gewiss ähnliche Bedingungen. Sein Mentor und RB-Berater Helmut Marko drohte gar, er erwarte sein Team im zweiten Heimrennen noch stärker – denn für den GP von Österreich liefert Pirelli weichere Reifensätze. (schau; 27.6.2021)

Endstand des Formel-1-Grand-Prix der Steiermark:

Rennlänge: 71 Runden zu je 4,318 km = 306,452 km

1. Max Verstappen (NED) Red Bull 1:22:18,925
(Schnitt: 224,649 km/h)
2. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes +35,743
3. Valtteri Bottas (FIN) Mercedes +46,907
4. Sergio Perez (MEX) Red Bull +47,434
5. Lando Norris (GBR) McLaren +1 Runde
6. Carlos Sainz (ESP) Ferrari +1 Runde
7. Charles Leclerc (MON) Ferrari +1 Runde
8. Lance Stroll (CAN) Aston Martin +1 Runde
9. Fernando Alonso (ESP) Alpine +1 Runde
10. Yuki Tsunoda (JPN) AlphaTauri +1 Runde
11. Kimi Räikkönen (FIN) Alfa Romeo +1 Runde
12. Sebastian Vettel (GER) Aston Martin +1 Runde
13. Daniel Ricciardo (AUS) McLaren +1 Runde
14. Esteban Ocon (FRA) Alpine +1 Runde
15. Antonio Giovinazzi (ITA) Alfa Romeo +1 Runde
16. Mick Schumacher (GER) Haas +2 Runden
17. Nicholas Latifi (CAN) Williams +3 Runden
18. Nikita Masepin (RUS) Haas +3 Runden

Ausgeschieden:
Pierre Gasly (FRA) AlphaTauri, George Russell (GBR) Williams

Schnellste Runde:

Lewis Hamilton (GBR) Mercedes in der 71. Runde in 1:07,058 (Schnitt: 232,240 km/h)

WM-Stand (nach 8 von 23 Rennen):

1. Max Verstappen (NED) Red Bull 156
2. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 138
3. Sergio Perez (MEX) Red Bull 96
4. Lando Norris (GBR) McLaren 86
5. Valtteri Bottas (FIN) Mercedes 74
6. Charles Leclerc (MON) Ferrari 58
7. Carlos Sainz (ESP) Ferrari 50
8. Pierre Gasly (FRA) AlphaTauri 37
9. Daniel Ricciardo (AUS) McLaren 34
10. Sebastian Vettel (GER) Aston Martin 30
11. Fernando Alonso (ESP) Alpine 19
12. Lance Stroll (CAN) Aston Martin 14
13. Esteban Ocon (FRA) Alpine 12
14. Yuki Tsunoda (JPN) AlphaTauri 9
15. Kimi Räikkönen (FIN) Alfa Romeo 1
16. Antonio Giovinazzi (ITA) Alfa Romeo 1

Stand Konstrukteurs-WM (nach 8 von 23 Rennen):

1. Red Bull 252
2. Mercedes 212
3. McLaren 120
4. Ferrari 108
5. AlphaTauri 46
6. Aston Martin 44
7. Alpine 31
8. Alfa Romeo 2

Nächstes Rennen:

Grand Prix von Österreich am 04. Juli am Red Bull Ring