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Belgien jubelt, Ronaldo beendet seine womöglich letzte EM vorzeitig.

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Siegtorschütze Thorgen Hazard lässt sich von seinem Bruder Eden herzen.

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Der erste große Kracher der K.-o.-Phase war wahrlich nicht vergnügungssteuerpflichtig. Mit einem glücklichen 1:0 (1:0) in einer Kampf- und Krampfpartie gegen Portugal rumpelte Belgien ins Viertelfinale. Dort wartet Österreich-Bezwinger Italien.

Vor der EM wäre das Duell von Mitfavoriten und Titelverteidiger wohl als finaltauglich durchgegangen, nach Portugals leicht suspekter Gruppenphase hatte das Team um Cristiano Ronaldo in Sevilla aber viel zu beweisen. Nach fünf Minuten sehr vorsichtigen Fußballs kamen die Portugiesen jungfräulich zu einer Großchance, Diogo Jota verzog aus zwölf Metern aber grausam. Dann wurde wieder ballgeschoben und belauert, Eden Hazard schoss vom Sechzehner ins Niemandsland (10.).

Dann: Gähnen. Man könnte jetzt über kompakte Defensivreihen, gelungenes Verdichten, taktische Finesse oder wirksames Scouting schreiben. Oder aber die Wahrheit: Es war zach. Dieses Spiel verübte Verrat an den klingenden Namen seiner Protagonisten. Querpässe, kleine Fouls und hie und da ein Steilpass ins Abseits.

Minute 25: Ronaldo schießt einen Freistoß nahe des Strafraumecks recht zentral, Thibaut Courtois lässt die Wucht-Frucht abprallen, João Palhinha köpfelt am Goal vorbei. Auch über die folgenden zwölf Minuten sei der dickste aller Mäntel des Schweigens gebreitet.

Später Schwung

Der in der spanischen Hitze auch ballesterisch ausgehungerte Fan bekam dann doch noch was zu sehen: Erst verpasste der recht offensichtlich gefoulte Romelu Lukaku bei einem Konter den Abspielzeitpunkt, Schiedsrichter Felix Brych sah keinen Grund zu pfeifen. Danach versuchte Thomas Meunier einen Luka Modrić, der Außenristschuss des Außenverteidigers sah das Tor aber nur von außen (38.).

Obacht, Minute 42: Belgien kontert flott, Thorgan Hazard schweißt den Ball aus 20 Metern ins lange Eck. Nicht übermäßig platziert, aber mit fiesem Drall – 1:0. Da Palhinha die letzte Chance der Halbzeit bis auf die gut 20 Metern hinter dem Tor befindliche Tribüne schoss, ging es so auch in die Pause.

Halbzeit zwei begann mit belgischen Sorgen: Der nach einem Gelb-Foul von Palhinha schon vor der Pause behandelte Kevin de Bruyne musste nach nur zwei Minuten mit Problemen am Sprunggelenk ausgewechselt werden. Dries Mertens ist zwar ein guter Kicker, aber kein Ersatz für den besten Spieler der Premier League.

Portugal erwacht

Die große portugiesische Überlegenheit wollte auch ohne Belgiens Wunderwuzzi nicht entstehen, aber es gab Chancen. Minute 58: Ronaldo spielt den am Elferpunkt lauernden Jota flach an, der schießt aus der Drehung vorbei. Minute 61: Renato Sanches flankt butterweich, der eingewechselte Joao Felix ist aber die Antithese eines Kopfballungeheuers. Also ein Kopfballgeheuer.

Belgien wurde passiv und vergeigte Konterchancen meist schon im Ansatz, Portugals Offensivbemühungen ließen aber fast alles zu wünschen übrig. Ronaldo schoss einen Freistoß auf Bauchhöhe in die Mauer und schupfte ein Missverständnis in Courtois’ Arme.

Die Partie wurde noch ruppiger. Und Portugal nahm die belgischen_Einladungen zum Offensivspiel an. Minute 82: Eckball Portugal, Kopfballrakete Rúben Dias – genau auf Courtois. Minute 83: Kurze Kopfballabwehr der Belgier, Raphaël Guerreiro trifft die Stange. Minute 88: Ronaldo verlängert zum langen Eck, Andre Silvas Grätsche trifft statt des Balls nur Courtois. Minute 94: Felix schießt vom Sechzehner am kurzen Eck vorbei. Belgien hat geschwitzt, aber es hat gereicht. (Martin Schauhuber, 27.6.2021)

Fußball-EM, Achtelfinale:

Belgien – Portugal 1:0 (1:0). Sevilla, La Cartuja, 11.000 Zuschauer, SR Brych

Tor: 1:0 (42.) T. Hazard

Belgien: Courtois – Alderweireld, Vertonghen, Vermaelen – Meunier, Tielemans, Witsel, T. Hazard (95. Dendoncker) – De Bruyne (48. Mertens), Lukaku, E. Hazard (87. Carrasco)

Portugal: Patricio – Dalot, Dias, Pepe, Guerreiro – Moutinho (55. Felix), Palhinha (78. Danilo), Sanches (78. Oliveira) – B. Silva (55. Fernandes), Ronaldo, Jota (70. A. Silva)

Gelbe Karten: Vermaelen, Alderweireld bzw. Palhinha, Dalot, Pepe