Ich kann diesen Bericht nicht schreiben. Oder nicht zur Gänze. Und muss gestehen: Ich bin dieses Auto nur zur Hälfte gefahren. Nur elektrisch. Den Benziner hab ich kein einziges Mal angelassen. Das ist eine Stärke dieses Fahrzeugs, aber auch seine Schwäche.

Der Seat Tarraco ist der große Familen-SUV, komfortabel und geräumig, vielleicht ein bisschen knackiger als bei der hauseigenen Konkurrenz.
Foto: Stockinger

Die Elektrifizierung bei Seat schreitet spät, aber immerhin voran, das Angebot von Fahrzeugen mit Plug-in-Hybrid wird breiter. In dem Zusammenhang gibt es auch den Tarraco, den großen Familien-SUV von Seat, vergleichbar mit dem Kodiaq von Škoda, mit einem Benzinmotor, einem Elektromotor und einer größeren Batterie, die an der Steckdose zu laden ist. Wunderbar natürlich, aber das zeigt schön auch das Elend dieser Lösung auf: Wir führen zwei Motoren spazieren, von denen wir je nach Situation immer nur einen brauchen.

Ein sehr cleanes Cockpit, übersichtlich und aufgeräumt, praktisch,
ohne Schnickschnack. Wenig zu drehen, einiges zu suchen.
Foto: Stockinger

Mit der Plug-in-Hybrid-Lösung bekommen wir quasi zwei Fahrzeuge in einem, oder zumindest eineinhalb. Denn die elektrische Reichweite von 55 Kilometern kann nur eine Übergangslösung sein, nicht das volle Programm. Und dennoch reichte uns dieser Ansatz in unserer Testanordnung zur Gänze: Wir waren fast ausschließlich in der Stadt unterwegs, hatten immer eine Steckdose oder eine Ladestation in der Nähe und konnten uns bequem weiterhanteln, ohne dass ein einziges Mal der elektrische Saft ausging.

Foto: Stockinger

Abgesehen davon: Den Benziner, einen Vierzylinder mit 150 PS aus dem VW-Konzern, kennen wir ohnedies gut genug, er ist, vor allem in Kombination mit dem in diesem Fall sechsgängigen Doppelkupplungsgetriebe, perfekt.

brumm

brumm

Foto: Stockinger

Sie haben’s schon erkannt: Die "brumm"-Leerstellen markieren je ne Bereiche des Berichts, der die verbrennungsmotorischen Impressionen beträfe oder den kombinierten Einsatz beider Antriebe. Der E-Antrieb für sich kommt gänzlich ohne Stufen aus, hier wird kontinuierlich beschleunigt, der Zug ist durchgehend und, wenn man dranbleibt, wie ein Pfitschipfeil. Also enormer Schub von unten, und dann zieht es einen so richtig nach vorne.

brumm

Elektrisch ist hingegen bei 130 km/h Schluss, dann käme zwingend der Benziner zum Einsatz.

brumm


Und die elektrische Reichweite stürzt natürlich bei einer solchen Geschwindigkeit in sich zusammen, da entleert sich ganz rasch die Batterie.

Foto: Stockinger
Grafik: Der Standard

Was ein wenig störend wirkt, ist das künstliche Geräusch, das dem Seat Tarraco, wie allen ganz- oder teilelektrischen Autos, von Amts wegen für niedrige Geschwindigkeit zugefügt wurde. Da surrt es, eh interessant, aber doch störend. Gedacht ist das Geräusch als Warnung für andere Verkehrsteilnehmer, also Fußgänger und Radfahrer, wer anderer würde das eh nicht hören. Ich habe mich selbst mehrfach dabei ertappt, wie ich meinen Kopf aus dem Wagen gehalten habe, um festzustellen, woher denn dieses lästige Geräusch kommt, das mich hier begleitet, ehe ich draufkam, das bin doch ich, der hier so surrt. Aber ich surre gerne, zunehmend lieber als brummen und stinken. Wobei: Überland brauch ich noch die Lösung, Villach liegt noch in unerreichbarer Ferne. Und von Italien red ich jetzt gar nicht. Da brauch ich dann doch die 150 PS. (Michael Völker, 9.7.2021)