Wiens pinker Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr ist durch die Reform der Lehrerstundenverteilung in Bedrängnis geraten. So werden auch Brennpunktschulen mit dem neuen Modell quasi bestraft, wenn zuvor versucht wurde, für ein besseres Betreuungsverhältnis weniger Schüler pro Klasse unterzubringen: Sie erhalten über die Schülerzahl künftig weniger vom Lehrer-Basiskontingent.

Wiens pinker Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr ist durch die Reform der Lehrerstundenverteilung in Bedrängnis geraten.
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Als Oppositionspolitiker wäre der Neos-Chef noch ebenso auf die Barrikaden gestiegen, wie es jetzt dutzende Schulen tun. "Kleinere Schulklassen!": Das forderte Wiederkehr vor genau einem Jahr von Rot-Grün. Und: 40 Millionen Euro mehr für Brennpunktschulen! In politischer Verantwortung sieht das etwas anders aus, wenn man kritische Schulleiterinnen und -leiter befragt.

Das Bemühen um eine transparente Lehrerzuteilung ist dem pinken Stadtrat nicht abzusprechen. Ihm ist es allerdings nicht gelungen, bei Verhandlungen mit der Wiener SPÖ deutlich mehr Geld für zusätzliche Lehrkräfte herauszuschlagen. In Corona-Zeiten ist das für sozial benachteiligte Schülerinnen und Schüler doppelt bitter. Erst nach Kritik legte Wien Lehrerstunden drauf, um temporär Härtefälle an Schulen abzufedern. Hier muss Wiederkehr in der rot-pinken Koalition aber mehr liefern – und auch dafür sorgen, dass die versprochenen Schulsozialarbeiter und -psychologen bald verfügbar sind. (David Krutzler, 29.6.2021)