WO DIE DELTA-VARIANTE SCHON DOMINIERT

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Wo die Delta-Variante einmal Fuß fasst, dort geht sie nicht mehr weg. Weil die Mutante deutlich ansteckender ist als bisherige Versionen des Sars-CoV-2-Virus, setzt sie sich meist schnell durch – mit drastischen Folgen.
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- In Großbritannien stellt die Variante bereits über 95 Prozent aller nachgewiesenen Fälle. Auch dort steigen, trotz eines hohen Durchimpfungsgrads, die Fallzahlen deutlich an – wobei das Wachstum vorerst noch immer exponentiell zu sein scheint. Einen letzten Lockerungsschritt hat die Regierung daher um einen Monat verschoben.
- In der EU ist Portugal am stärksten von der Delta-Variante betroffen, die bereits für rund 70 Prozent der Infektionszahlen sorgt, die auf über 1.500 Fälle pro Tag anstiegen. Von Freitag bis Montag vergangener Woche gab es bereits einen Lockdown in Lissabon.
- Die russische Hauptstadt Moskau meldete am Sonntag 144 Covid-Todesfälle. Das ist die höchste Zahl an Corona-Toten in einer russischen Stadt seit Beginn der Pandemie. In St. Petersburg gab es am Sonntag 106 Tote und 1.298 Neuinfektionen. Der Grund für den starken Anstieg der Zahlen in Russland auf rund 20.000 Neuinfektionen täglich ist ziemlich sicher die Delta-Variante. In Moskau wird deshalb dringend zu Impfungen aufgerufen, weil die Krankenhäuser bereits eine Überlastung beklagen.
- Auch in vielen Ländern Afrikas dürfte Delta schon dominieren. Genaueres weiß man aus Südafrika, wo relativ viel sequenziert wird. Dort gab es am Freitag mehr als 18.000 Neuinfektionen und 215 Todesfälle. Laut Experten ist zu befürchten, dass der Höhepunkt der dritten Welle aufgrund von Delta den der zweiten Welle überschreitet.
- Und Indien? In dem Land, in dem die Variante erstmals nachgewiesen worden ist, sinken die Zahlen. Als Grund geht man von beginnender Herdenimmunität aus.


WO DIE DELTA-FÄLLE DEUTLICH ANSTEIGEN

Man kennt es noch aus anderen Phasen der Pandemie, nun ist es wieder da: das exponentielle Wachstum. Gerade waren es noch ein paar Dutzend Fälle, plötzlich sind es schon einige Hundert – so geht es nun einigen Staaten.
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- Israel etwa ist so ein Fall. Obwohl das Land eine der weltweit höchsten Durchimpfungsraten mit dem noch dazu sehr wirksamen Impfstoff von Biontech/Pfizer hat, gehen die Fallzahlen nun wieder leicht in die Höhe. Noch Mitte Juni waren die täglichen Neuansteckungen in dem Land bloß im einstelligen Bereich. Vor rund einer Woche wurden erstmals seit April aber wieder mehr als hundert Neuinfektionen gemeldet, einige Tage darauf waren es schon 200. Schon werden wieder Schritte zur Eindämmung überlegt. Rund 55 Prozent der Neuansteckungen stehen in Zusammenhang mit der Delta-Variante. In den vergangenen paar Tagen sind die Fallzahlen allerdings nicht mehr weiter gestiegen.
- In den USA, wo nicht in allen Bundesstaaten gleich viel sequenziert wird, scheint die Variante ebenfalls deutlich auf dem Vormarsch zu sein. Laut einem Bericht der New York Times in der vergangenen Woche fielen rund 20 Prozent der Fälle auf die Mutante. Die Anteile haben sich zuletzt alle zwei Wochen verdoppelt. Seuchenspezialist Anthony Fauci spricht von der "größten Bedrohung" beim Ende von Covid-19 in den USA. Dennoch geht die Regierung vergleichsweise entspannt vor: Hauptsächlich will man die Impfkampagne weiter beschleunigen.
- Auch auf den Seychellen steigen die Fallzahlen weiter – und das, obwohl das Land eines der Länder mit der höchsten Durchimpfungsrate der Welt ist. Die chinesischen Vakzine, die zum Einsatz kommen, scheinen aber nur begrenzten Schutz zu liefern. Nicht ganz sicher ist, ob es sich auf der Inselgruppe wirklich um die Delta-Variante handelt.


WO DELTA BISHER NOCH KEINE GROSSE ROLLE SPIELT

Einige Staaten sind bisher noch weniger von der Variante betroffen – darauf deuten zumindest Sequenzierungsergebnisse hin, und dort, wo es diese nicht in ausreichender Zahl gibt, der fehlende Anstieg der Infektionszahlen.
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-In den meisten europäischen Ländern sind die absoluten Zahlen bei den Delta-Infektionen noch vergleichsweise gering. Beim relativen Anteil ist allerdings eine Verdoppelung alle ein bis zwei Wochen zu beobachten. Das passt zu Erfahrungen aus Großbritannien, wo man die besten Daten dazu hat. Dort betrug der Verdoppelungszeitraum elf Tage. Das heißt, die Variante wird sich auch in Europa ziemlich sicher überall im Laufe des Sommers durchsetzen und dominant werden. Auch Österreich ist in einer solchen Situation. Zwar sind die absoluten Zahlen der Corona-Infektionen konstant niedrig – allerdings machte Delta zuletzt schon ein Viertel aller nachgewiesenen Corona-Fälle aus.
- Australien kam bis jetzt gut durch die Pandemie – mit einer Reihe strenger Maßnahmen. Doch nun kam es auch dort zu ersten Delta-Clustern. Sydney, die größte Stadt des Kontinents, wurde deshalb samt Großraum für mindestens zwei Wochen abgeriegelt. Mehr als fünf Millionen Menschen sind von den Einschränkungen betroffen. Auch in Melbourne gab es einen harten Lockdown.
-Besonders stark wütete Sars-Cov-2 zuletzt in Südamerika. Der südliche Teil des Doppelkontinents leidet allerdings unter zwei anderen Varianten: zum einen unter Gamma, der "brasilianischen" Variante, die in Brasilien und einigen Nachbarländern dominant ist, zum anderen unter einer weniger bekannten namens Lambda. Diese wurde schon im August 2020 in Peru entdeckt und hat sich nach und nach in mehreren Ländern Lateinamerikas ausgebreitet.

In Peru, das weltweit die mit Abstand höchste bestätigte Zahl von Covid-Toten in Relation zur Bevölkerung hat, beträgt die Lambda-Verbreitung vermutlich rund 80 Prozent. (Manuel Escher, Klaus Taschwer, 29.6.2021)