Impfungen mit Comirnaty, dem mRNA-Serum von Biontech/Pfizer, dürften B-Zellen dauerhaft "trainieren".

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Die Delta-Variante ist gerade dabei, uns ein wenig den Sommer zu vermiesen, und spätestens im Herbst drohen wieder höhere Infektionszahlen. Doch es gibt auch gute Nachrichten – vor allem für diejenigen, die eine Infektion überstanden und/oder einen mRNA-Impfstoff erhalten haben: Sie werden wahrscheinlich für den größten Teil ihres Lebens Antikörper gegen das Virus bilden.

Mögen zwar die Antikörper im Laufe der Zeit schwinden, so gibt es auch noch die sogenannte zelluläre und humorale Immunität: Damit ist das Immungedächtnis angesprochen, zu dem vor allem die T-Zellen und die B-Zellen gehören, Hauptbestandteile unseres Immungedächtnisses.

Stabiler als Antikörper

Zwei Studien eines Teams um den US-Immunologen Ali Ellebedy (Washington University in St. Louis, Missouri) legen nun nahe, dass zwar nach Infektionen wie auch nach mRNA-Impfungen die Zahlen der Sars-CoV-2-Antikörper relativ bald absinken. Sehr viel stabiler dürften aber die Gedächtniszellen sein, die in beiden Fällen auch noch Monate nach der Impfung oder der Infektion Antikörper bilden.

Die erste Untersuchung Ellebedys erschien bereits Ende Mai im Fachblatt "Nature" und verfolgte die Immunantworten von 77 Personen, die sich von meist leichten Fällen von Covid-19 erholt hatten. Hier zeigte sich, dass sogenannte Plasmazellen des Knochenmarks (BMPCs), die sich im Knochenmark verstecken, nach einer CoV-Infektion womöglich jahrzehntelang Antikörper produzieren könnten.

mRNA-Impfungen leisten Ähnliches

Bereits unmittelbar nach dieser Untersuchung vermuteten Ellebedy und andere Forscher, dass diese erfreuliche Reaktion des Immungedächtnisses auch für mRNA-Impfungen gelten könnte. Genau das scheint eine ebenfalls im Fachblatt "Nature" publizierte Untersuchung zu bestätigen, die am Montag erschien. Der aus Ägypten stammende Wissenschafter hat mit seinen Kolleginnen und Kollegen diesmal über vier Monate antigenspezifische B-Zell-Antworten im peripheren Blut und in den Lymphknoten von 14 Personen untersucht, die zwei Dosen des mRNA-Impfstoffs von Biontech/Pfizer erhalten hatten, also von Comirnaty.

Die Forschenden konzentrierten sich bei ihren Analysen auf das sogenannte Keimzentrum in den Lymphknoten. Diese Struktur ist eine Art "Eliteschule" für B-Zellen. Je länger die B-Zellen üben können, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie in der Lage sind, auch auftauchende Varianten des Virus abzuwehren.

Ellebedy und Kollegen fanden heraus, dass 15 Wochen nach der ersten Impfdosis das Keimzentrum bei allen 14 Teilnehmern immer noch hoch aktiv war und dass die Anzahl der Gedächtniszellen, die das Coronavirus erkannten, nicht abgenommen hatte. Normalerweise ist nach Impfungen oder Infektionen von diesen Keimzentren nach vier bis sechs Wochen nicht mehr viel übrig.

Lebenslange Immunität?

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass mRNA-Geimpfte langfristig zumindest vor schweren Covid-19-Erkrankungen geschützt sein könnten – auch nach Infektionen mit den bis jetzt bekannten vorhandenen Varianten. Menschen mit einem wegen Alters oder Medikamenten geschwächten Immunsystem werden aber vermutlich Auffrischungsimpfungen benötigen. Unklar ist, ob auch Vektorimpfstoffe Ähnliches leisten können.

Ob die Immunität tatsächlich ein Leben lang anhält, lässt sich indes noch schwer sagen. Das hängt nicht zuletzt davon ab, wie sehr sich das Virus noch verändert. Womit wir wieder bei der Delta-Variante und anderen unangenehmen Mutanten wären. (Klaus Taschwer, 29.6.2021)