Das Rohrverlegeschiff Castoro 10 war auch am Bau der russischen Nord-Stream-2-Pipeline beteiligt (Archivbild, August 2019).

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Der geplante Verlauf der Baltic Pipe (orange).

Grafik: gaz-system.pl

Warschau – Am Sonntag hat die Castorone, ein Spezialschiff der italienischen Energieinfrastrukturfirma Saipem, vor der dänischen Insel Bornholm die ersten Rohre der Baltic Pipe, einer geplanten Gasleitung von Norwegen nach Polen, verlegt.

Wenn Ende 2022 der Liefervertrag mit der russischen Gazprom ausläuft, soll die neue Pipeline das Land mit norwegischem Erdgas versorgen. Am 1. Oktober des kommenden Jahres wird die Leitung in Betrieb gehen, wenn es zu keinen weiteren Verzögerungen kommt.

Anfang Juni hatte die dänische Umweltbehörde einen Baustopp verfügt, weil das Projekt die Lebensräume vom Aussterben bedrohter Waldbirkenmäuse, Bilche und Fledermäuse gefährdet. Diese Arten stehen laut Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU unter besonderem Schutz. Die Pipeline soll auf einer Länge von 210 Kilometern durch dänisches Staatsgebiet führen.

Atomkraft soll langfristig Braunkohle ersetzen

Knapp 19 Milliarden Kubikmeter Erdgas verbrauchte Polen im Jahr 2020. Wenn der Kohleausstieg wie geplant abläuft, wird dieser Bedarf weiter steigen, bis die geplanten sechs polnischen Atomkraftwerke ans Netz gehen. Wie die Versorgung ab Ende 2022, wenn der 26-Jahres-Liefervertrag mit der russischen Gazprom ausläuft, sichergestellt werden soll, ist weiter ungewiss.

Drei US-Gaserzeuger stehen bereit, um mit Tankschiffen Flüssiggas zu liefern, doch die Erweiterung des Lech-Kaczyński-Gasterminals in der Grenzstadt Świnoujście (Swinemünde) wird erst 2024 abgeschlossen werden. Tomasz Stępień, dessen Firma Gaz Systems die Baltic Pipe baut, ist zuversichtlich: Noch heuer sollen 275 Kilometer Leitung verlegt werden. Zur Unterstützung der Bauarbeiten wurden zwei weitere Spezialschiffe, die Castoro Sei und die Castoro 10, angemietet, sie warten derzeit in Rotterdam auf ihren Einsatz. (Bert Eder, 29.6.2021)