Microsofts Panos Panay bei der Vorstellung von Windows 11.

Foto: Microsoft

Microsoft löst sein in der Vorwoche gegebenes Versprechen ein: Am Montagabend wurde die erste Testversion für Windows 11 veröffentlicht. Wer entsprechend experimentierfreudig und noch dazu Teilnehmer des Windows-Insiders-Programms ist, kann nun also bereits einen ersten Blick auf die nächste Windows-Generation werfen.

Bereits viel mit dabei

Wer dabei eine noch recht unfertige Version des Betriebssystems erwartet, der wird positiv überrascht. In der aktuellen Testversion (Build 22000.51) sind zumindest die meisten oberflächlichen Änderungen bereits enthalten. Dazu gehören das neue Startmenü ebenso wie der Widget Support oder generell die neuen hellen und dunklen Themes für den Desktop. Die Benachrichtigungszentrale, Schnelleinstellungen sowie Mediensteuerungen präsentieren sich ebenfalls im neuen Look. Selbst ein überarbeiteter Dateimanager sowie neu gestaltete Systemeinstellungen sind bereits vorhanden. Die noch aus der Windows-8-Ära stammenden "Live Tiles" wurden hingegen – wie angekündigt – komplett entfernt.

Die erste Testversion von Windows 11 zeigt schon das neue Startmenü.
Grafik: Microsoft

Zu den weiteren neuen Features, die bereits ausprobiert werden können, gehören jene "Snap Layouts", mit denen Fenster in unterschiedlichen Layouts rasch nebeneinander angeordnet werden können. Auch die Snap Groups, mit denen solch ein Layout fix als Gruppe gespeichert und mit einem Klick gemeinsam aufgerufen werden kann, sind mit dabei.

Android?

Jenes Feature, das bei der Vorstellung von Windows 11 für das meiste Aufsehen gesorgt hat, fehlt hingegen noch: der Android-Support. Dieser soll erst in späteren Testversionen nachgereicht werden. Der Microsoft Store, über den es später einmal auch entsprechende Apps – samt Umweg über Amazon – zum Download geben soll, wurde aber zumindest schon einmal optisch überholt.

Parallel dazu widmet sich Microsoft in einem eigenen Blogeintrag einem Thema, das in den vergangenen Tagen für zahlreiche Diskussionen gesorgt hat: den im Vergleich zu Windows 10 deutlich gestiegenen Mindestanforderungen. Einleitend entschuldigt man sich dabei zunächst gleich einmal für die entstandene Verwirrung, die man mit dem eigenen PC Health Check Tool ausgelöst habe. Dieses hatte zunächst für die Nutzer wenig hilfreiche Informationen zur Kompatibilität mit Windows 11 ausgeworfen, was viele Interessierte verunsichert hatte. Es folgte ein Update, das etwas mehr Klarheit brachte, umso überraschender kommt jetzt der nächste Schritt: Microsoft hat das betreffende Tool nämlich vorübergehend zurückgezogen. Erst nach einer weiteren Überarbeitung soll es wieder zur Verfügung stehen.

Der Microsoft Store wurde bereits umgearbeitet, die angekündigte Integration von Android-Apps – sowie von Progressive-Web-Apps – fehlt aber noch.
Grafik: Microsoft

Eine Generation mehr?

Zudem stellt Microsoft eine – sanfte – Lockerung der Mindestanforderungen in den Raum. So wolle man testen, ob nicht auch Prozessoren aus Intels siebenter Core-Generation sowie AMD Zen 1 für die Nutzung von Windows 11 ausreichen. Bisher werden lediglich Chips aus der achten Core-Generation sowie AMD Zen 2 und neuer als offiziell kompatibel gelistet. Fix festlegen will man sich in dieser Hinsicht aber noch nicht, der Status der Tests soll über folgende Blogeinträge kommuniziert werden.

Warum das alles?

Gleichzeitig bemüht sich Microsoft zu erläutern, warum dermaßen neue Prozessoren sowie auch ein Trusted Platform Module (TPM) 2.0 für Windows 11 unerlässlich sind. Und das primäre Argument heißt hier Sicherheit. Die neue Version soll insofern sicherstellen, dass gewisse Sicherheitsfunktionen auf allen Geräten zur Verfügung stehen. Dazu gehören neben der Verschlüsselung des lokalen Datenträgers sowie der Absicherung des Sperrbildschirms auch die Virtualization-based security (VBS) sowie Hypervisor-protected code integrity (HVCI). Die Kombination dieser Maßnahmen führe bei Testsystemen zu einer Reduktion von Schadsoftware um 60 Prozent, betont Microsoft. Das Ganze sei also ein großer Schritt für die Sicherheit von Windows. Gleichzeitig sind diese Funktionen aber auch von Hardware abhängig – zum Teil eben von einem TPM, aber auch von den Möglichkeiten aktueller Prozessorgenerationen.

Auch die Systemeinstellungen präsentieren sich bereits im neuen Look.
Grafik: Microsoft

Lockere Tests

Für die aktuelle Testversion gelten diese Beschränkungen übrigens noch nicht in vollem Ausmaß, sie läuft also auch ohne TPM und eine dermaßen aktuelle Prozessorgeneration. Und das ist durchaus Absicht: Microsoft möchte damit Erfahrungen sammeln, ob und wie man die Liste der unterstützten Hardware anpassen kann – dies eben vor allem mit dem Blick auf die schon erwähnten zusätzlichen Intel-Core- und AMD-Zen-Generationen. Gleichzeitig bedeutet dies aber natürlich auch: Nur weil die Testversion jetzt auf einem Rechner läuft, heißt dies noch nicht, dass dieser dann auch mit der finalen Ausgabe von Windows 11 kompatibel sein wird.

Ausprobieren?

Wer sich von all dem nicht abschrecken lässt, der kann den Windows 11 Preview Build relativ einfach ausprobieren: Es gilt zunächst dem Windows Insider-Programm beizutreten, um dann in den Systemeinstellungen im Untermenü für Updates den entsprechenden Eintrag auf "Dev Channel" zu wechseln. Dieser Schritt sollte zunächst wohlüberlegt sein. Immerhin wechselt man hier auf eine frühe Testversion, es sind also allerlei Fehler und Probleme zu erwarten.

Grafik: Microsoft

Wer es nicht ganz so eilig hat: Die stabile Version von Windows 11 soll noch vor Ende des Jahres veröffentlicht werden, wobei zuletzt der Zeitraum Oktober zu hören war. Allerdings soll die neue Softwaregeneration ohnehin zunächst nur auf neu gekauften Rechnern erhältlich sein, Updates für bestehende Systeme sollen erst ab Anfang 2022 folgen. (Andreas Proschofsky, 29.6.2021)