Temporär erweitert sich die Universität für angewandte Kunst in den öffentlichen Raum. Hans Schabus markierte (mit leichten Anstrichabstrichen) im Rahmen des Angewandte-Festivals.

Foto: Dominik Kastner

Asphalt und Rasen vor dem Haupthaus der Universität für angewandte Kunst haben temporär einen neuen Anstrich bekommen. Für die nächsten Tage herrscht dort nicht "white cube", sondern "white surface". Auf dem Oskar-Kokoschka-Platz, über den sonst Autos fahren, würde die Angewandte gerne dauerhaft eine verkehrsfreie Zone einrichten, in der Kunst auf Gesellschaft und umgekehrt treffen kann. Um dieses Miteinander geht es dem Rektor der Angewandte, Gerald Bast, ohnehin: "L’art pour l’art haben wir hier nie gemacht."

Vorerst kann der Oskar-Kokoschka-Platz aber nur für kurze Zeit gesperrt werden, zum Beispiel wenn, wie jetzt gerade, das Angewandte-Festival stattfindet. Hans Schabus, der die Klasse Skulptur und Raumkunst leitet, ließ die Begegnungszone vor dem Ferstel-Trakt mit weißer Farbe markieren. Wer auch immer diesen Job umgesetzt hat, hat schon einmal kein gutes Abschlusszeugnis verdient. Wir wollen jetzt aber nicht pingelig werden.

Denn es geht ja um die Idee des Festivals. Und diese wird durch die Schabus-Intervention gut verbildlicht. Vor drei Jahren löste das Angewandte-Festival "The Essence" ab, also jene Veranstaltung, die die Abschlussarbeiten der Studierenden dem interessierten Publikum präsentierte. Mit der Eventisierung und Schaffung neuer Formate, die nun den Festivalcharakter ausmachen, wollte die Universität nicht mehr nur die Tore öffnen, sondern aktiver in die Stadt gehen.

Ein Bus voll Hoffnung

Im Vorjahr funkte Corona dazwischen, das Festival wurde ins Internet verlegt – zwar auch eine Art der Demokratisierung, aber wohl nicht die ursprünglich intendierte. Umso mehr freut man sich jetzt wieder auf analogen Kontakt zwischen Publikum und Studierenden. Dass Letztere ihre Arbeiten zeigen können, liegt daran, dass die Angewandte sehr früh die künstlerische Produktion vor Ort wieder ermöglicht hat – mit eigener Teststraße. Die Ergebnisse dieser Produktion sind im Rahmen des Festivals an allen Standorten der wachsenden Uni erlebbar. Wer gerne Erklärungen hat, kann auch eine Führung buchen.

Was das Festival zum Festival macht, findet draußen statt. So sei zum Beispiel eine Fahrt mit dem Hope-on-Hope-off-Bus empfohlen: Studierende mieten dafür einen der typischen Touristenbusse und führen ihn in einer Zeit ohne viele Gäste aus dem Ausland einem neuen Zweck zu. Nach Anmeldung via Website kann man also auf eine mit Performances angereicherte Stadtrundfahrt gehen.

Am Mittwoch trifft man sich von elf bis 20 Uhr an der Fritz-Wotruba-Promenande zum gemeinsamen Spielen. Studierende aus der Foto- und der Modeklasse haben während des Lockdowns Fotos von sich selbst in ihren Wohnungen geschossen und daraus ein Kartenspiel entwickelt. Im Rahmen eines Theaterwalks führen Studierende Interessierte zu den wichtigen Häusern im Umfeld der Angewandten. (Amira Ben Saoud, 29.6.2021)