Fertigfahren. So hat das bei uns geheißen. Keine Ahnung, ob das abseits der Steiermark geläufig ist. Jedenfalls, mein erstes Auto war das Bestandsfahrzeug meiner Eltern. "Den soll der Bub fertigfahren." Und seit damals mach ich das immer so. Also fast. Nicht ganz.

Wer Autos immer fertigfährt, muss sich keine Sorgen um möglicherweise falsche Angaben vom nicht ganz upgedateten Navi machen.
Foto: Volvo

Auf mein erstes Auto fuhr ich mehr als 300.000 Kilometer drauf, und als ich mir nicht mehr sicher war, weswegen er das nächste Mal liegen bleiben könnte – hab ich ihn verkauft. Die Alltagsrodel haben wir gerade vor ein paar Monaten getauscht. Auch nach fast 300.000 Kilometern. Ebenfalls, weil nicht mehr klar war, ob er die tägliche Pendlerei nach Wien noch ausreichend lange mitmacht. Und nein, das waren keine Luxus-Nobelmarken-Autos, sondern Kompaktwagen der Brot-Butter-Kategorie.

Unterbodenlüftung

Und auch die Spaßautos haben ordentlich Kilometer hinter sich. Weniger als 100.000 Kilometer sind nur beim aktuellen, dem neuen Alltagsauto drauf. Spitzenreiter ist grad der 325er mit 270.000 Kilometern. Dem fehlt nix. Gut, ein Stückerl neues Bodenblech tät ihm vermutlich taugen, aber das sind Kleinigkeiten.

Irv Gordon mit seinem Volvo P1800 aus 1966, mit dem er mehr als fünf Millionen Kilometer fuhr.
Foto: Volvo

Eine Kleinigkeit sind solche Laufleistungen auch im Vergleich zum Volvo, den Irv Gordon quasi ins "Guinness-Buch der Rekorde" fuhr – Irv Gordon starb 2018 im Alter von 77 Jahren – sein Volvo fährt vermutlich noch. Die letzte Facebook-Meldung, in der er den aktuellen Kilometerstand postete, lautete 3.250.257. Ach was, Kilometerstand. Meilen. Also reden wir von 4,83 Millionen Kilometern, die sein P1800 gefahren ist. Zweimal hat er den Motor getauscht, wobei es beim ersten Mal gar nicht notwendig gewesen sei, meinte er einst.

Für die Laufleistung und das Alter war der Wagen selbst nach drei Millionen gefahrenen Meilen in einem tadellosen Zustand.
Foto: Volvo

Er kaufte den P1800 1966 als Neuwagen, pendelte anfangs täglich 200 Kilometer in die Arbeit, und in der Freizeit fuhr er durch Amerika. So geht sich das mit den fast fünf Millionen Kilometern aus.

Alt ist ökologisch oft besser

Aus Sicht der Nachhaltigkeit ist es weitaus besser, ein Auto so lange wie möglich zu fahren. Auch wenn der Wagen schlechtere Abgaswerte hat, sind der Ressourcenverbrauch und die Emissionen beim Bau eines neuen Wagens so groß, dass etwas geringere Verbräuche und eine bessere Abgasreinigung das über Jahre nicht aufholen mögen.

Zwei Motoren hat Irv Gordon bei seinem Volvo getauscht. Einmal bei 680.000 Meilen, einmal 2009.
Foto: Volvo

Wie machen Sie es?

Wie halten Sie es mit Ihrem Auto? Fahren Sie ihn auch so lange es geht? Haben Sie schon wirtschaftliche Totalschäden wieder gerichtet, weil es immer noch besser und günstiger war, als ein neues Auto zu kaufen? Welche Kilometerfresser haben Sie im Fuhrpark gehabt? Wie pflegen Sie Ihre Langläufer? Worauf achten Sie besonders? Wie wichtig ist Ihnen das richtige Motoröl oder das Service in der Fachwerkstätte? Was kümmert Sie gar nicht? Und wie lange hält ein Auto in Ihren Händen, bis es fertiggefahren ist? (Guido Gluschitsch, 13.7.2021)