"Ganz abschreiben sollte man die Esche aber nicht", ist Biologin Katharina Schwanda überzeugt, "mancherorts gibt es immer noch Bestände, die einzelne Individuen enthalten, die gegen den Pilz resistent sind."

Foto: Andreas Daxer

Kurzfristig wollte Katharina Schwanda Tierpflegerin werden, dann studierte sie doch lieber Biologie. Der Tiergarten Schönbrunn spielte dennoch eine wichtige Rolle in ihrem beruflichen Werdegang: Während ihrer Tätigkeit als Führerin dort lernte sie nämlich eine Dissertantin von der Universität für Bodenkultur (Boku) in Wien kennen, die ihr für ihre Diplomarbeit die Mitarbeit an ihrem Projekt anbot.

Darin ging es um die Rolle von Kleinsäugern bei der Verbreitung von Mykorrhiza-Pilzen, und als die Arbeit fertig war, ergab sich die Chance, gleich eine Doktorarbeit an der Boku zur Pathologie des Eschentriebsterbens anzuschließen. Mit dieser Problematik befasst sich die 1982 geborene Wienerin noch heute und wurde dafür kürzlich mit einem Preis aus dem Fonds "120 Jahre Universität für Bodenkultur" ausgezeichnet.

Das Eschentriebsterben ist eine schwere Baumkrankheit, die durch einen aus Ostasien eingeschleppten Pilz verursacht wird. In den frühen 1990er-Jahren trat er erstmals in Polen in Erscheinung, von wo er sich rasch in ganz Europa verbreitete. Seit 2005 grassiert er auch in Österreich.

Das Eschen-Stängelbecherchen oder Hymenoscyphus fraxineus, wie der Pilz wissenschaftlich heißt, ist nah mit dem in Europa heimischen, aber harmlosen Weißen Stängelbecherchen, Hymenoscyphus albidus, verwandt und sieht diesem auch zum Verwechseln ähnlich.

Absterben von ganzen Ästen

Im Unterschied zu diesem bewirkt er jedoch das Absterben von ganzen Ästen und Kronenteilen der Esche und führt letztlich zu deren Tod. Eine zuverlässige Unterscheidung der beiden Arten war lange Zeit nur mit molekulargenetischen Untersuchungen möglich. Im Rahmen ihrer Dissertation konnte Schwanda jedoch ein sicheres morphologisches Unterscheidungsmerkmal finden, wenn die Pilze im Labor gezogen werden.

Wie Schwanda im Rahmen ihrer Dissertation weiter zeigen konnte, sind von den drei in Österreich vorkommenden Eschenarten vor allem die Gemeine und die Schmalblättrige Esche anfällig für den zerstörerischen Pilz, während die Manna- oder Blumenesche durch ihn weniger gefährdet ist. Seit 2015 ist die Biologin am Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) tätig, wo sie unter anderem Waldbesitzer bei der Erkennung und Bekämpfung von Baumkrankheiten unterstützt und berät.

Aufgrund der massiven Probleme mit dem Pilz werden Eschen oft gefällt, derzeit aber nicht nachgepflanzt, dabei "ist die Esche der drittwichtigste Laubbaum in Österreichs Ertragswald", wie Schwanda erklärt.

"Ganz abschreiben sollte man die Esche aber nicht", ist sie überzeugt, "mancherorts gibt es immer noch Bestände, die einzelne Individuen enthalten, die gegen den Pilz resistent sind." Seit einiger Zeit leitete sie dazu auch ein Eschen-Monitoring im niederösterreichischen Teil des Nationalparks Donau-Auen.

Der Forstpathologie möchte Schwanda auf jeden Fall treu bleiben – einerseits, weil ihre Tätigkeit einen gesunden Mix aus Freiland- und Laborarbeit beinhaltet, andererseits, weil "es immer etwas Neues gibt", wie die Mutter zweier Kleinkinder sagt. In ihrem Lebenslauf schlägt der Nachwuchs übrigens zweimal mit "Familienmanagement" zu Buche. (Susanne Strnadl, 30.6.2021)