Frank de Boer ist nicht mehr Oranje-Trainer.

Foto: imago images/PA Images

Zwei Tage des Grübelns reichten Frank de Boer, dann zog der 51-Jährige die Reißleine: Er hat seine Konsequenzen aus dem blamablen Achtelfinal-Aus der niederländischen Fußball-Nationalmannschaft gezogen und ist als Bondscoach zurückgetreten. "Im Vorgriff auf die Auswertung habe ich mich entschieden, nicht als Nationaltrainer weiterzumachen. Das Ziel wurde nicht erreicht, das ist klar", sagte de Boer.

Der Entscheidung war ein Gespräch in Zeist zwischen ihm, seinem Manager Guido Albers und den KNVB-Direktoren Nico-Jan Hoogma und Eric Gudde vorausgegangen. Zuvor war der Druck auf de Boer nach der am Sonntag in Budapest spektakulär gescheiterten Titelmission gestiegen – vor allem in den heimischen Zeitungen.

"Oranje zahlt den Preis für de Boers Dummheit", hatte De Telegraaf geschrieben. Die Tageszeitung AD hatte ein "erbärmliches Versagen" gesehen, das "intensives Nachdenken" erfordere, während Trouw konstatiert hatte, dass nun "die Diskussion um die Weiterbeschäftigung von Frank de Boer als Bondscoach wieder aufflammen" werde.

Großer Kater

So beendete de Boer, der die Elftal nach dem Abgang von Ronald Koeman zum FC Barcelona erst im September 2020 übernommen hatte, diese Diskussionen am Dienstag lieber selbst – kurz nach dem Abpfiff am Sonntag hatte er sich noch Bedenkzeit gewünscht. "Wir haben alle einen großen Kater. Wir müssen über alles nachdenken", hatte de Boer nach der bitteren Niederlage in Budapest gesagt: "Man sollte jetzt keine Entscheidungen treffen. Ich werde diese bittere Pille schlucken."

Dabei war die Elftal mit drei Siegen zunächst locker durch die Vorrunde spaziert – und selbst de Boer hatte am Tag vor dem Tschechien-Spiel noch vom zweiten EM-Titel nach 1988 und einer Party auf den Grachten von Amsterdam gesprochen. Die dunklen Jahre, in denen Holland die EM 2016 und WM 2018 verpasst hatte, wähnten auch viele Experten in der Vergangenheit. Dann platzten ihre Träume wie Seifenblasen.

Ziel nicht erreicht

Nach de Boers Rücktritt liegt es nun am KNVB, zügig einen Nachfolger zu finden und den achten Bondscoach seit der WM 2014 zu benennen. Denn bereits am 1. September geht es für die Elftal im wichtigen WM-Qualifikationsspiel in Norwegen weiter.

"Wir werden jetzt weiter evaluieren, das Profil schärfen, die Arbeit machen, die hier von uns erwartet werden kann", betonte Hoogma, der seit 2018 als Sportdirektor beim KNVB tätig ist.

Trotz aller Bemühungen sei das Ziel, mindestens das Viertelfinale zu erreichen, nicht erreicht worden, konstatierte Hoogma weiter: "Wir hatten uns eine bessere Europameisterschaft zum Ziel gesetzt, was nicht gelungen ist. Ich muss jetzt, nach entsprechender interner Beratung, einen Nachfolger finden." (sid, red, 29.6.2021)