Ehrlich jetzt: Es ist zwar heiß und es gibt furchtbare Unwetter, aber der Sommer hat trotzdem gut begonnen. Immerhin sind wir – ja, bei der Vereinnahmung der Fußballnationalmannschaft sind Herkunft und Staatsbürgerschaft egal, da sind alle wir – ins Achtelfinale emporgestiegen. Das haben wir zwar nicht gewonnen, aber: Wir waren toll. Nach Toren mag Österreich verloren haben, doch darum geht es nicht. Was zählt, sind Einstellung, Engagement und Kampfesmut.

Fußball ist unschuldig und weiß oder eben rot-weiß-rot.
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Und all das wohnt uns inne, das haben wir bewiesen in London. Als "Sieger der Herzen" sind die Unsrigen aus der Stadt der Königin der Herzen kommend in Innsbruck nach ihrem meisterlichen Match gelandet, vom stolzen Vizekanzler und Sportminister freudig empfangen. Die Beine mögen verloren haben, die Herzen haben gewonnen.

Ein Herzenssieg, der uns zusammengeschweißt, für ein Weilchen zumindest. Unabhängig von der Couleur hatten Politikerinnen und Politiker den Unsrigen die Daumen gehalten, denn Fußball ist unschuldig und weiß oder eben rot-weiß-rot. Da lassen sich selbst politische Erzgegner nicht auseinanderdividieren.

Irgendwie schade, dass Einigkeit und Fokus aufs Herzliche so vergänglich sind. In der SPÖ ist die eigene Mannschaft der Gegner – und wetten, dass zum Ausklang des Ibiza-U-Ausschusses die Hackln wieder ganz tief fliegen werden? Politik ist eben kein siegreich verlorenes Fußballmatch. So ist das halt, Herzerl. (Renate Graber, 30.6.2021)