Allein in Oberösterreich sind mit den Unwettern der vergangenen Woche bereits 35 Millionen Euro Schaden in der Landwirtschaft entstanden.

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Die Einsatzkräfte waren am Dienstag vor allem im Inn-, Hausruck- und Mühlviertel gefordert. Im Bild ein Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr Schärding.

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Linz/Bregenz – Am Dienstag sind erneut Unwetter über Österreich hinweggezogen. 229 Feuerwehren mit rund 2.300 Kräften waren in Oberösterreich bei 440 Einsätzen vor allem im Inn-, Hausruck- und Mühlviertel gefordert. In Niederösterreich waren der Westen und der Zentralraum besonders betroffen. In Vorarlberg kam es im Unterland zu Einsätzen, ein Boot geriet in der Harder Bucht in Seenot. Die Landwirtschaft in Oberösterreich traf es erneut mit rund drei Millionen Euro Schaden.

In Oberösterreich war der Bezirk Urfahr-Umgebung wie schon beim Hagel-Unwetter vorige Woche massiv betroffen, in der Landwirtschaft waren es vor allem die Bezirke Wels-Land und Linz-Land. Stark beschädigt wurden Anbauflächen von 5.500 Hektar mit Getreide, Mais, Gemüse- und Obstkulturen. Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung (ÖHV) sprach von einem Déjà-vu und einem Schaden in Oberösterreich "von weiteren drei Millionen Euro". In Summe mit den letztwöchigen Unwettern sind es alleine in Oberösterreich bereits 35 Millionen Euro Schaden, 65 Millionen Euro sind es in allen Bundesländern. Besonders bitter: dort, wo nach den vorwöchigen Schäden bereits wieder neu angebaut wurde, wurde das eingebrachte Saatgut durch die gestrigen Niederschläge weggeschwemmt. Und dabei stehen die klassischen Hagelmonate Juli und August noch vor der Tür, gab Wolfgang Winkler, Landesleiter der ÖHV in Oberösterreich, zu bedenken.

Räumungsarbeiten bis tief in die Nacht

Im Mühlviertel waren die zerstörten Dächer oft nur provisorisch mit Planen eingedeckt, die dem neuerlichen Sturm nicht standhielten, berichtete das Landesfeuerwehrkommando am Mittwoch. Bis tief in die Nacht hinein waren die Feuerwehren im Einsatz. Hauptsächlich galt es, umgestürzte Bäume von Straßen zu räumen, wie etwa auf der Innviertler Straße (B137), die zwischen den Auffahrten Schärding und St. Florian komplett gesperrt war. Beschädigte Dächer waren oft abermals zuzuplanen und Gebäude zu versorgen, auch Pumparbeiten nach Überflutungen waren zu leisten. Am Mittwoch wurden die Aufräumarbeiten fortgesetzt, wobei auch Spezialkräfte der Feuerwehren bezirksübergreifend verlagert wurden.

In Niederösterreich hatte der Sturm am Dienstagabend Dutzende Feuerwehreinsätze zur Folge. Betroffen waren laut Franz Resperger vom Landeskommando vor allem die Bezirke Amstetten, Melk, Krems und St. Pölten. Der Sprecher berichtete von mehr als 100 Schadensfällen bis in die späten Abendstunden. Großteils waren Bäume auf Straßen sowie in Strom- und Telefonleitungen gestürzt. Es habe massive Sturmspitzen gegeben, sagte Philipp Gutlederer vom Bezirksfeuerwehrkommando Amstetten.

In Vorarlberg wütete der Sturm bereits am Nachmittag. Bei den über 20 Einsätzen ging es nach Angaben der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle vor allem um umgestürzte Bäume und herabgefallene Dachziegel. In Bregenz stürzte um 14.40 Uhr ein Baum auf die Fassade eines Wohnhauses, zwei Bäume auf einen Reitstall, berichtete die Polizei. Verletzt wurde niemand, die Pferde im Stall waren nicht gefährdet.

Boot in Seenot

In der Harder Bucht (Bezirk Bregenz) geriet ein Boot in Seenot und erlitt Mastbruch. Die Besatzung eines Polizeiboots hatte es bei einer Sturmkontrollfahrt in der Harder Bucht bemerkt und Wasserrettung sowie Feuerwehr alarmiert. Die Besatzung wurde durch das Rote Kreuz erstversorgt, benötigte aber keine weitere medizinische Betreuung.

Die Seepolizei Hard ersucht Bootsbesitzer, ihre Boote in den Hafenanlagen auf Sturmschäden zu kontrollieren, da bereits mehrere Beschädigungen an Booten gemeldet wurden. Außerdem, so die Seepolizei, sollten Bootsbesitzer und Wassersportler sich im Vorhinein über das prognostizierte Wetter informieren und bei aktiver Sturmwarnung Sicherheitsmaßnahmen treffen bzw. idealerweise den Hafen aufsuchen.

Zehntausende tschechische Haushalte ohne Strom

Auch in Tschechien haben die heftigen Gewitter in der Nacht auf Mittwoch erneut schwere Schäden angerichtet. Wegen beschädigter Leitungen waren rund 145.000 Haushalte ohne Strom. Die Feuerwehren rückten zu hunderten Einsätzen aus, um umgestürzte Bäume von den Straßen zu räumen und vollgelaufene Keller leer zu pumpen. In Liberec schlug ein Blitz in ein Haus ein. Fünf Menschen wurden zur Kontrolle ins Krankenhaus gebracht.

An der Elbe bei Pardubice wurde ein Radfahrer von einem umstürzenden Baum gestreift und schwer verletzt. Dutzende Bahnstrecken waren nicht befahrbar. Die wichtigste Autobahn, die D1 zwischen Prag und Brünn, musste für mehrere Stunden gesperrt werde, weil Bäume den Weg blockierten.

Erst vor knapp einer Woche hatte ein schweres Unwetter mit einem Tornado im Südosten des Landes sechs Menschen getötet und hunderte verletzt. Rund 1.200 Häuser wurden beschädigt, von denen mindestens 115 wegen Einsturzgefahr komplett abgerissen werden müssen. Die Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten dürften noch Monate dauern. (APA, red, 30.6.2021)