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Schweiz: Das Sommermärchen

Das sagt DER STANDARD:

Wenn jemand aktuell von zweckdienlicher Euphorie getragen wird, dann die Schweizer. Da macht es auch nichts mehr aus, dass die "Nati" nach mauem Start nur als drittbester Gruppendritter den Aufstieg schaffte.

Die formidable Darbietung der Elf um "Alpen-Messi" Xherdan Shaqiri und Goalgetter Haris Seferovic gegen Weltmeister Frankreich hat die Hoffnung potenziert. Schließlich wurde die Grande Nation nach einem denkwürdigen Match im Elferschießen mit 5:4 gebogen. Erstmals seit der Heim-WM 1954 ist die Schweiz über das Achtelfinale hinauskommen.

Seit dem von Yann Sommer parierten Mbappé-Elfer steht das Land kopf. Ein Sommermärchen wurde ausgerufen. Wer den großen Turnierfavoriten verabschiedet, lässt sich auch nicht von Spanien, Belgien oder Italien und erst recht nicht vom Finalgegner (England?) in die Schranken weisen. (honz)

Das sagt die CIA:

Etwas weniger als zweimal so groß wie New Jersey.

So geht die Hymne:

"Trittst im Morgenrot daher, seh’ ich dich im Strahlenmeer; Dich, du Hocherhabener, Herrlicher! Wenn der Alpenfirn sich rötet, betet, freie Schweizer, betet! Eure fromme Seele ahnt, eure fromme Seele ahnt; Gott im hehren Vaterland, Gott, den Herrn, im hehren Vaterland."

Das singt der Fan:

Chum, Bring en Hei ("Komm, bring ihn heim") von Baschi.

Foto: Reuters/Djurica

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Spanien: Die gelebte Dominanz

Das sagt DER STANDARD:

Fußball ist im Kern ein ziemlich einfacher Sport. Wer die meisten Chancen herausspielt und die wenigsten zulässt, gewinnt die meisten Spiele. Spanien wird also Europameister. Die Offensivmaschinerie der "Furia Roja" mag bei manchen Fußballfans nur den Wunsch nach einer Dopplerflasche furiosem Rioja auslösen – doch was den einen anödet, bringt dem anderen den Titel.

Spaniens Kombinationsspiel ist unwiderstehlich. Noch jede Mannschaft musste zahllose Großchancen zulassen, Gegner Schweden hatte beim Auftakt-0:0 bloß das Glück der vergebenen Hundertprozentigen. Wichtiger Nebeneffekt der gelebten Dominanz: Wer den Ball nur aus der Ferne sieht, kann schwer Tore schießen.

Spaniens kommende Opfer haben also zähe Arbeitstage mit vielen leeren Metern vor sich. Und es trifft sich gut, dass Luis Enriques teils gefährlich unerfahrene Truppe in der Endphase des Achtelfinales gegen Kroatien eine therapeutisch kalte Dusche erlebt hat – noch einmal schenkt sie keine Zwei-Tore-Führung her. (schau)

Das sagt die CIA:

Etwa fünfmal so groß wie Kentucky; etwas mehr als zweimal so groß wie Oregon.

So geht die Hymne:

...

Das singt der Fan:

¡Y Viva España! – und das finden nicht alle toll. Manolo Escobars Lied gefiel auch Diktator Franco, deshalb sehen es vor allem Fans aus dem Baskenland und Katalonien kritisch.

Foto: Reuters/Ramos

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Belgien: Genug geredet

Das sagt DER STANDARD: Wie im echten Leben kommt auch im Fußball der Zeitpunkt, wo genug g’scheit daher geredet wurde. Was man nicht alles erreichen kann, was man nicht alles weiß und vor allem: wie man sich nicht endlich selbst geändert hat, damit alles besser wird.

Irgendwann muss geliefert werden. Und irgendwann ist für Belgien jetzt. Eine Generation von Hochbegabten wird seit Jahren dafür kritisiert, noch immer keinen großen Titel geholt zu haben. Platz drei bei der WM 2018, das war‘s schon? Belgien war bei dieser Euro bis dato nicht der Burner, es reicht trotzdem immer zum Sieg gegen starke Gegner.

Mit Kevin de Bruyne und Eden Hazard fehlen dem Fifa-Weltranglistenersten womöglich zwei Lichtgestalten gegen Italien verletzungsbedingt. Puh, die Favoriten sind endlich einmal andere. Befreit von dieser Last, werden die "Roten Teufel" Worten endlich Taten folgen lassen und den ersten Europameistertitel holen. (vet)

Das sagt die CIA:

Ungefähr so groß wie Maryland.

So geht die Hymne:

"O liebes Land, o Belgiens Erde, Dir unser Herz, dir unsere Hand, Dir unser Blut, o Heimaterde, Wir schwören’s Dir, o Vaterland! So blühe froh in voller Schöne, Zu der die Freiheit dich erzog, Und fortan singen deine Söhne:,Gesetz und König und die Freiheit hoch!‘"

Das singt der Fan:

"Waar is da feesje? Hier is da feesje!" (Wo ist die Party? Hier ist die Party!)

Foto: Reuters/Hassenstein

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Italien: Das Schlimmste ist überstanden

Das sagt DER STANDARD:

Wäre so ein Finalturnier eine Everest-Besteigung, dann hätte das Team von Trainer Mancini das Schlimmste bereits hinter sich. Deutschland? Zu schwach. Frankreich? Zu überheblich. Portugal? Non me ne frega niente. Mit dem knappen Sieg über Österreich im Achtelfinale hat die Squadra Azzura die Todeszone verlassen, enge Entscheidungen geben Adrenalin und Rückenwind auf dem Weg zum Gipfel.

Und weil die Italiener auch noch formidabel kicken können und seit 31 Spielen ungeschlagen sind, ist der Rest des Turniers quasi eine Gondelfahrt in Venedig. Außerdem vermitteln sie einen sympathischen Eindruck ohne Stars und Sternchen. Und: Dio, sind die schön und elegant und können gut singen und schimpfen. (hag)

Das sagt die CIA:

Fast zweimal so groß wie Georgia, ein wenig größer als Arizona

So geht die Hymne:

"Brüder Italiens, Italien hat sich erhoben. Und hat mit Scipios Helm sich das Haupt geschmückt. Wo ist die Siegesgöttin Victoria? Sie möge Italien, ihr Haupt zuneigen. Denn als eine Sklavin Roms, hat Gott sie erschaffen. Lasst uns die Reihen schließen. Wir sind bereit zum Tod. Wir sind bereit zum Tod, Italien hat gerufen! Lasst uns die Reihen schließen. Wir sind bereit zum Tod. Wir sind bereit zum Tod. Italien hat gerufen! Ja!"

Das singt der Fan:

"Basta costruzione dal basso: spazziamo!" (Hört auf rauszuspielen, putzt aus!)

Foto: Reuters/Hewitt

Tschechien: Sieht unverschämt gut aus

Das sagt DER STANDARD:

Wer die Niederlande wie beim 2:0 im Achtelfinale schlecht aussehen lässt, kann bis zum Schluss sehr gut aussehen – so wie der tschechische Torjäger Patrik Schick, der schönste Mann der EM. Das Team von Jaroslav Šilhavý, das schon in der Gruppenphase die Außenseiterrolle genoss, lässt die Fans der "Reprezentace" träumen.

Träumen, dass diesmal gelingt, was dem Team um die Allzeitgrößen Pavel Nedvěd, Karel Poborský, Vladimír Šmicer und Miroslav Kadlec vor 25 Jahren wegen einer Niederlage per Golden Goal im Finale gegen Deutschland nicht gelang – bei einer EM den Titel im Wembley zu gewinnen.

Die dänische Herausforderung ist keine kleine, aber Tschechien sitzt auf dem richtigen Ast, der im Fall des Falles im Halbfinale die Ukraine oder England beschert. Beide waren im Achtelfinale nicht zum Fürchten. (lü)

Das sagt die CIA:

Rund zwei Drittel der Fläche von Pennsylvania.

So geht die Hymne:

"Wo ist meine Heimat? Wo ist meine Heimat? Das Wasser braust auf den Wiesen, Wälder rauschen auf den Felsen, im Garten strahlt des Frühlings Blüte, es ist das irdische Paradies fürs Auge! Und das ist das schöne Land, das tschechische Land, meine Heimat! Das tschechische Land, meine Heimat!"

Das singt der Fan:

"Kdo neskáče, není Čech!" (Wer nicht hüpft, der ist kein Tscheche") und "Češí do toho!" ("Los geht’s"!)

Foto: imago images/PA Images

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Dänemark: Märchenhafte Mission

Das sagt DER STANDARD:

Geben Sie es doch zu: Auch Ihr Herz schlägt ein bissl für Dänemark. Nach Christian Eriksens Zusammenbruch auf dem Spielfeld stand die Fußballwelt unter Schock. Nun freut sie sich, dass Danish Dynamite im Viertelfinale steht.

Der Titel wäre das einzig würdige Ende dieses Märchens. Und die Dänen sind talentierte Märchenerzähler. Frag nach bei Hans Christian Andersen. Oder bei der EM 1992, als die Mannschaft aus dem Urlaub kommend sensationell Europameister wurde. Der Sieg gegen Wales im Achtelfinale war der erste in einer K.-o.-Runde seit damals. Und es werden weitere folgen. Dänemark ist in Torlaune, traf in den letzten beiden Spielen acht Mal.

Trainer Kasper Hjulmand ist ein Meister der Systemumstellungen. Ein Blick auf den Turnierast zeigt zudem: Der Weg ins Finale ist machbar. Und dann hat Dänemark einen Trumpf: Das außergewöhnliche Eriksen-Erlebnis wird außergewöhnliche Kräfte freisetzen. (ag)

Das sagt die CIA:

Etwas weniger als zweimal die Größe von Massachusetts.

So geht die Hymne:

"Es liegt ein lieblich Land im Schatten breiter Buchen; Am salz’gen Ostseestrand. An Hügelwellen träumt’s im Tal, Alt-Dänemark, so heißt es; Und ist der Freya Saal.

Das singt der Fan:

"Vi er røde, vi er hvide, vi står sammen side om side." (Wir sind rot, wir sind weiß, wir stehen Seite an Seite.) Vom Re-Sepp-Ten-Song zur Weltmeisterschaft 1986.

Foto: Reuters/Franklin

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Ukraine: Gedenket der Hausherren

Das sagt DER STANDARD:

Die Ukraine wird Europameister. Nicht nur deshalb, weil das für viele Beobachter auf der Hand liegt, sondern auch, weil sie als Dritter der Österreich-Gruppe ja auch ein bisserl Ehre hochzuhalten haben, nachdem sowohl dieses Österreich als auch die Niederlande sich im Achtelfinale verabschiedeten.

Natürlich wird von auch nicht wenigen eingewendet werden, dass der haushohe Viertelfinalfavorit eher England heißen müsste. Und ja: So ist es. Allerdings hat man das auch bei der Achtelfinalbegegnung zwischen der Schweiz und Frankreich gesagt. Frankreich ist regierender Weltmeister, immerhin. Und immerhin ist Kroatien regierender Vizeweltmeister.

Und wo ist Kroatien jetzt? Und Frankreich? Nicht im Viertelfinale. Die uralte Weisheit, dass sogar schon Hausherren gestorben sind, beweist sich bei der EM aufs eindrucksvollste. (hac)

Das sagt die CIA:

Etwa viermal die Fläche von Georgia.

So geht die Hymne:

"Noch sind der Ukraine Ruhm und Freiheit nicht gestorben, noch wird uns lächeln, junge Ukrainer, das Schicksal. Verschwinden werden unsere Feinde wie Tau in der Sonne, und auch wir, Brüder, werden Herren im eigenen Land sein. Leib und Seele geben wir für unsere Freiheit, und bezeugen, dass unsere Herkunft die Kosakenbrüderschaft ist."

Das singt der Fan:

Shchedryk (Cover von John Williams: Carol of the Bells).

Foto: Reuters/Mihailescu

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England: Englische Ekstase

Das sagt DER STANDARD:

Don’t take me home, singen die Engländer, wenn es gut läuft – so gut, dass sie dem Moment am liebsten nie entkommen möchten. Please don’t take me home, I don’t wanna go to work. Ja, wer will das schon, wenn das eigene Team gerade Deutschland raushaut.

Nur, es gibt ein Problem. Streng genommen herrscht ein Widerspruch zum wohl bekanntesten Fußballlied überhaupt: It’s coming home. Die gute Nachricht: Dank der Uefa geht sich alles aus. Nach vier Spielen in London wartet nun im Viertelfinale die Ukraine, und zwar in Rom. Danach spielen sie wieder "at home", Halbfinale und Finale finden in London statt.

England kassierte bisher kein Gegentor, stellt logischerweise die beste Defensive des Turniers. Die Kritik an der Offensive ist verträglich. Raheem Sterling kann Spiele entscheiden, Harry Kanes Durststrecke endete im Achtelfinale.

Daher singen wir das Gstanzl der Engländer fertig und lesen diese Kolumne noch einmal von vorne: I’d rather stay here, drink all the beer, please don’t, please don’t take me home. (luza)

Das sagt die CIA:

53 Prozent der Fläche des Vereinigten Königreichs.

So geht die Hymne:

"Gott schütze unsere gnädige Königin! Lang lebe unsere edle Königin! Lass sie siegreich, glücklich und ruhmreich sein, auf dass sie lang über uns herrsche!"

Das singt der Fan:

Sweet Caroline, aber nicht von DJ Ötzi.

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Foto: Reuters/Rain