Die PS-Boliden im Weiher stören nicht nur den Reiher.

APA/AFP/FRED DUFOUR

Linz – Beinahe 600 Hektar geschlossenes Augebiet. Frei ist von Siedlungen und öffentlichen Straßen. Ein Rückzugsraum für die Natur. Erkannt hat diese Qualitäten im Grenzgebiet zwischen Naarn (Oberösterreich) und St. Pantaleon-Erla (Niederösterreich) etwa auch der streng geschützte Seeadler und sich seit geraumer Zeit in den Donau-Auen niedergelassen.

Doch schon bald könnten dem stolzen Vogel die Federn um den Schnabel fliegen. Der Jetsportklub Wavesurf will nämlich in der Donau auf niederösterreichischer Uferseite eine Teststrecke zum Jetski-Fahren errichten. Drei Bojen sind dem Verein mittlerweile schon genehmigt worden – mitten im Naturgebiet. Auch gesamt steht das Projekt kurz vor der Genehmigung.

Blauer Gasfuß

Prinzipiell ist es auf öffentlichen Gewässern in Österreich nicht erlaubt, mit Jetski zu fahren. Aber: Auf der Donau hat das damalige Verkehrsministerium 2019 unter Norbert Hofer (FPÖ) eingeschränkte Möglichkeiten an drei Bereiche festgelegt, in denen künftig auf der Donau Waterbikes genutzt werden können: am linken Ufer bei Feldkirchen, zwischen der Insel Hochau und dem rechten Ufer bei Ardagger und eben am rechten Ufer bei St. Pantaleon-Erla. Die rechtlich offensichtlich relativ eindeutige Situation ändert aber nichts daran, dass man in den unmittelbar angrenzenden Gemeinden gegen das Projekt Sturm läuft. Untermauert wird der kommunale Ärger durch eine Onlinepetition. 1.348 Personen haben bereits unterschrieben, zusätzlich erhoben noch 728 über eine analoge Liste ihre Stimme gegen das Projekt.

Unterstützung kommt auch von zahlreichen Naturschützern. Einer davon ist der Ennser Naturfotograf Wolfgang Simlinger: "Mit den Jetski wird ein Unruheherd geschaffen, den hier niemand will." Knackpunkt ist für Simlinger vor allem ein Lärmgutachten: "Dabei wurde ein Jetski der unteren Leistungsklasse auf einem Baggersee begutachtet. Eingesetzt werden aber Jetski, deren Leistung nach oben praktisch unbegrenzt ist. Zudem herrschen an der Donau andere Verhältnisse, was die Lärmausbreitung betrifft. Je nach Windrichtung kann sich hier der Schall über mehrere Kilometer ausbreiten."

Zudem sei die geplante Strecke in einem Bereich geplant, der keinerlei Infrastruktur aufweise. Simlinger: "Die Anfahrt erfolgt über große Umwege auf Güterwegen und dem Kraftwerksdamm. Im Falle eines Unfalls ist es Einsatzkräften nur schwer möglich, an den Unfallort vorzudringen." Es gebe auch keinerlei Umwegrentabilität, da keine lokalen Betriebe, Gastronomie, Beherbergung von der Anlage profitieren würden. "Das Projekt wirkt auf mich von Grund auf unprofessionell und unüberlegt, eher wie ein Gaudiprojekt."

Langer Jetski-Atem

Wavesurf-Obmann Wolfgang Schwarz wollte sich auf mehrmalige STANDARD-Nachfrage "im Moment nicht öffentlich äußern", um die Diskussion "nicht weiter anzufachen".

Bemerkenswert ist jedenfalls die Beharrlichkeit der Antragsteller. In den letzten 20 Jahren wurden nämlich immer wieder Versuche zur Errichtung von passenden Jetski-Strecken gestartet. Entsprechende Anträge wurden begutachtet, verhandelt, abgelehnt oder verliefen letztlich im Sand. (Markus Rohrhofer, 1.7.2021)