So soll die neue S80-Haltestelle Hietzinger Hauptstraße laut ÖBB aussehen. Sie wird in Hochlage errichtet. Insgesamt sind etwa 800 Meter Streckenlänge in Hochlage geplant.

ÖBB / Feuchtenhofer

Baustart soll 2023 sein.

ÖBB / Feuchtenhofer

Wien – Die Pläne der ÖBB stehen seit dem Jahr 2016 fest: Die West-Ost-Verbindungsbahn S80 soll modernisiert und teils neu gestaltet werden, um einen 15-Minuten-Takt auf dieser S-Bahn-Strecke zu ermöglichen. Konkret geht es um den Abschnitt zwischen Hütteldorf und Meidling. Hier sollen auch zwei neue Stationen entstehen: Hietzinger Hauptstraße und Stranzenbergbrücke. Die bestehende Station Speising zwischen den neuen Haltestellen wird erneuert.

Grafik: Fatih Aydogdu

Anrainerinnen und Anrainer im Bezirk Hietzing kritisieren das Vorhaben seit Jahren und haben mehrere Bürgerinitiativen gegründet: Sie befürchten unter anderem eine Zunahme des Bahnlärms und durch die geplante Hochtrasse nahe der neuen Station Hietzinger Straße auch eine Teilung des Bezirks.

Beanstandet wird der Wegfall von Grünflächen sowie von zwei Querungen für Pkws, bekrittelt wird auch der Wertverlust der umliegenden Grundstücke samt Wohnqualitätsverlust für Anrainer durch die Hochlage. Auch eine Lärmschutzwand vor dem Fenster würden manche Anrainer eher nicht als Attraktivierung sehen.

Diese und mehr Kritikpunkte werden von Rechtsanwalt Stephan Messner angeführt, der im vergangenen August den Verein "Keine Teilung Hietzings durch die Verbindungsbahn Neu" sowie eine Bürgerinitiative gegründet hat. Messner ist auch ÖVP-Bezirksrat und Vorsitzender in der Hietzinger Bezirksvertretung.

Mündliche UVP-Verhandlung läuft

Im laufenden Verfahren zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) des Bahnprojekts wurden genug Unterschriften der Initiative für eine Parteienstellung gesammelt – womit auch die Bezirksvorstehung um Silke Kobald (ÖVP) indirekt Forderungen einbringen konnte. "Mehr als 2.000 Unterschriften" waren es laut Messner. Seit Dienstag findet in der Messe Wien die mündliche UVP-Verhandlung statt, die bis inklusive Freitag läuft.

Messner macht im Gespräch mit dem STANDARD auch "schwere Verfahrensmängel" geltend, die er bei der Verhandlung vorgebracht hat. So verwies er auf einen Sachverständigen, der vom Verkehrsministerium unter Leonore Gewessler (Grüne) für das von den ÖBB beantragte UVP-Verfahren bestellt wurde. Dieser sei noch im Mai dieses Jahres für die ÖBB tätig gewesen. Er habe "einerseits somit parallel die ÖBB-Interessen vertreten" und sollte andererseits über Einwendungen gegen das ÖBB-Projekt ein objektives Gutachten erstellen. Die für die Beauftragung des Sachverständigen zuständige Sektion des Ministeriums trete laut Messner "in diesem UVP-Verfahren alle Bürgerbeteiligungsrechte mit Füßen".

Streckenlänge von etwa 800 Metern in Hochlage

Die ÖBB verweisen darauf, dass von der fünf Kilometer langen Strecke zwischen Hütteldorfer und Penzinger Ast bis Rosenhügelsteg etwa 800 Meter in Hochlage errichtet werden. "Davon wird etwa die Hälfte als Brückentrasse gestaltet." Während Messner gerade wegen der Hochlage der Bahnführung eine "Berliner Mauer durch den Bezirk" befürchtet, wird laut ÖBB durch die Brückentrasse "ein ungehindertes Queren der Bahntrasse" ermöglicht. Bisher hätten die beschrankten Eisenbahnkreuzungen "eine hohe Trennwirkung für den Bezirk" erzeugt.

Die ÖBB räumen ein, dass zwei Pkw-Querungen (Veitinger- und Jagdschlossgasse) wegfallen werden. Ersetzt werden diese durch "Fußgängerunterführungen mit fahrradtauglichen Liften". Nach Fertigstellung seien aber drei Pkw-Querungsmöglichkeiten in der Auhofstraße, der Hietzinger Hauptstraße und der Versorgungsheimstraße ständig verfügbar. Pkws müssten zwar "zwei bis vier Minuten" Umweg in Kauf nehmen, dafür gebe es keine geschlossenen Schranken mehr. Beim Punkt Lärmbelastung für Anrainer verweisen die ÖBB auf Lärmschutzwände, die zu beiden Seiten der Bahn errichtet werden.

Baustart Mitte 2023 angepeilt

Die ÖBB gehen von einem Baustart Mitte 2023 aus. Ende Dezember 2025 soll der erste Abschnitt zwischen Veitingergasse und Rosenhügelsteg samt der Station Stranzenbergbrücke fertig sein. Ende 2027 soll der zweite Abschnitt folgen (siehe Grafik). Anwalt Messner rechnet mit einer Entscheidung im UVP-Verfahren im vierten Quartal 2021. Sollten die von ihm angeführten Verfahrensmängel nicht gewürdigt werden, will Messner eine Beschwerde vor dem Bundesverwaltungsgericht einlegen. (David Krutzler, 30.6.2021)