Serena Williams wurde in Wimbledon schon früh von einer Verletzung gestoppt.

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Gerade weil es keine klare Favoritin gab, zählte Serena Williams heuer zu den Top-Anwärterinnen auf den Titel in Wimbledon. Als die US-Amerikanerin in der ersten Runde des Tennis-Rasenklassikers schon nach wenigen Games aufgeben musste, brach sie in Tränen aus. Sie war auf dem feuchten Center-Court weggerutscht und hatte sich das Sprunggelenk verdreht. Ein lauter Schmerzensschrei, dann ging nichts mehr.

Schon seit Jahren versucht Williams, ihren 23 Grand-Slam-Titeln im Einzel einen weiteren hinzuzufügen. Denn die Australierin Margaret Court, die in den letzten Jahren mit homophoben Äußerungen aufgefallen ist, hält den Rekord mit 24 Siegen.

319 Wochen lang die Nummer eins

Williams ist eine der besten Tennisspielerinnen der Geschichte. Sie war 319 Wochen lang die Nummer eins der Weltrangliste, gewann 73 Profiturniere. Doch wenn sie den 24. Major-Titel nicht schafft, würde ihre Karriere einen Beigeschmack des Scheiterns erhalten. Das wäre zwar irrational, aber unvermeidlich.

Im Lauf ihrer mehr als zwei Jahrzehnte umspannenden Karriere hat Williams einige Verletzungen weggesteckt. Am 26. September aber wird sie 40 Jahre alt. Die Zeit spielt inzwischen gegen sie, das Siegen fällt der einstigen Dominatorin nicht mehr so leicht wie früher.

Als Serena drei Jahre alt war, brachte sie Vater Richard zum Tennis. Er schrieb einen 78-seitigen Plan, der den Weg zur Profikarriere für sie und ihre Schwester Venus vorzeichnete. Die Familie ordnete alles den Ambitionen des Vaters unter.

Anfeindungen weggesteckt

In mehr als 25 Jahren Profitennis steckte Williams rassistische und sexistische Anfeindungen weg und setzte sich für Gleichberechtigung ein. Doch in Momenten der Niederlage lässt sie überraschend oft den Sportgeist vermissen. Ihr Ehrgeiz ist fast einzigartig.

Auf dem Rasen von Wimbledon offenbarte sich die wohl beste Chance, mit ihrem kraftvollen Spiel endlich diesen 24. Titel bei einem Major zu gewinnen. Sieben Mal triumphierte sie bereits an der Londoner Church Road. Der letzte Erfolg bei den vier großen Turnieren gelang 2017 bei den Australian Open – als Schwangere. Es folgten eine Babypause und vier Finalniederlagen.

"Es hat mir das Herz gebrochen", sagte Williams wenige Stunden nach dem Aus in Wimbledon. "Die außergewöhnliche Wärme und Unterstützung des Publikums zu spüren bedeutete mir die Welt." Am 30. August beginnen die US Open in New York. Eine klare Favoritin ist auch da nicht in Sicht. (Lukas Zahrer, 30.6.2021)