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Allen Weisselberg (rechts) hat sich den Behörden gestellt.

Foto: Reuters / Carlo Allegri

New York – Nach den Berichten der vergangenen Tage war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Bestätigung kommen würde: Der Staatsanwalt von Manhattan erhebt Anklage gegen die Trump Organization und ihren Finanzchef Allen Weisselberg. Letzterer erschien noch am Donnerstag vor Gericht, dort wurde die Anklageschrift verlesen. Sie umfasst 15 Anklagepunkte, einschließlich Betrug, Verschwörung, schweren Diebstahls und Steuerbetrug. Weisselberg hat es laut Anklageschrift vermieden, Steuern auf Einkommen in Höhe von mehr als 1,7 Millionen Dollar zu bezahlen – ihm drohen mehrere Jahre Haft.

Weisselberg plädierte in allen Anklagepunkten auf "nicht schuldig". Er wurde noch am Donnerstag ohne Kaution auf freien Fuß gesetzt – seinen Reisepass musste er allerdings den Behörden übergeben.

Der Fall Weisselberg

"Um es deutlich zu sagen, das war ein weitreichendes und dreistes illegales Entlohungssystem", sagte der Chefjustitiar für Manhattans Staatsanwalt, Carey Dunne, in einer Stellungnahme. Er und sein Team beschrieben, wie leitende Angestellte gemeinsam mit der Trump Organization zu wenig Einkommen meldeten, indem sie geheime Nebeneinkünfte annahmen, die nicht in den Steuerunterlagen auftauchten. Im Fall von Weisselberg soll das Unternehmen laut Anklage seine Boni aus den Büchern ferngehalten, sie aber in einem internen Spreadsheet dokumentiert haben.

Zudem soll der Finanzchef auch die Gebühren für die Privatschule von mindestens einem Enkelkind, Gratis-Appartements und Autos am Fiskus vorbeigeschummelt haben.

Schweigegeldzahlungen an Frauen

Der ehemalige Präsident Donald Trump selbst wurde nicht angeklagt, doch ist es wohl nur die erste Klage, die Manhattans Staatsanwalt Cyrus R. Vance Jr. gegen Trump und seine Organisationen vorbereitet. Im Fall des Ex-Präsidenten wird auch noch wegen Schweigegeldzahlungen an Frauen ermittelt, die angegeben haben, sexuellen Kontakt zu Trump gehabt zu haben.

Experten gehen davon aus, dass die Klage für die Trump Organization ein schwerer Schlag ist und ihr erschwert, Geld von Banken und Investoren zu erhalten. Für Trump persönlich könnte es seine Chancen mindern, wieder ein politisches Amt zu bekleiden. Dabei hatte er in den vergangenen Tagen auf mehreren Großveranstaltungen angedeutet, dass er sich wieder um die Präsidentschaft 2024 bemühen könnte.

Dachfirma für viele Unternehmungen

In der aus hunderten Einzelunternehmen bestehenden Trump Organization sind die Immobiliengeschäfte des Ex-Präsidenten gebündelt. Ihr gehören Luxushotels, Golfklubs, Wohngebäude und Geschäftsimmobilien in den USA und im Ausland. Die wohl berühmteste Immobilie ist der Trump Tower in New York, in dem Trump lange Zeit lebte. Früher gehörten dem 75-Jährigen auch eine Reihe von Casinos.

Trump hatte das Familienunternehmen in den 70er-Jahren von seinem Vater Fred Trump übernommen. Nach seinem Sieg bei der Präsidentenwahl 2016 und seinem Amtsantritt im Jänner 2017 gab er die Leitung der Geschäfte an seine Söhne Donald junior und Eric ab.

Seit vergangenem Februar liegen Staatsanwalt Vance nach einem langen Rechtsstreit Steuererklärungen Trumps ab dem Jahr 2011 vor. Trump hatte sich gegen die Herausgabe der Dokumente gestemmt und war bis vor den Obersten Gerichtshof des Landes gezogen, dort aber unterlegen. Im vergangenen Mai wurde dann bekannt, dass Vance eine sogenannte Grand Jury einberufen hat. Die Laienrichter entscheiden auf Grundlage der Beweise darüber, ob Anklage erhoben wird oder nicht. (red, 1.7.2021)