Bild nicht mehr verfügbar.

Chinesische Raketensilo-Baustelle, April 2019. Bisher waren 16 dieser Anlagen bekannt.

Foto: AP/Maxar Technologies

Bild nicht mehr verfügbar.

Die Dongfeng-41-Rakete wurde bei der Militärparade anlässlich des 70. Geburtstags Chinas am 1. Oktober 2019 präsentiert (DER STANDARD berichtete).

Foto: REUTERS/Jason Lee

Peking – Ende Juni aufgenommene Satellitenbilder zeigen, dass in der Nähe der chinesischen Stadt Yumen (Provinz Gansu) 119 neue Raketensilos gebaut werden. Die bombensicheren Abschussanlagen dürften für Chinas 2019 erstmals präsentierte Dongfeng-41-Interkontinentalrakete errichtet werden, die mit einer Reichweite von 15.000 Kilometern bis zu zehn Sprengköpfe ans Ziel bringen kann.

Eine der 119 Baustellen.

Admiral Charles Richard, der Kommandeur der US-Nuklearstreitkräfte, sagte im April vor dem US-Kongress aus, dass China "mit atemberaubender Geschwindigkeit" aufrüste. Die Volksbefreiungsarmee habe neue mobile Abschussrampen und atomwaffenfähige U-Boote beschafft und ihren Bestand an Interkontinentalraketen vergrößert. In den kommenden zehn Jahren wird sich Chinas Atomarsenal zumindest verdoppeln, kalkulierte das US-Verteidigungsministerium im September 2020.

Die einzelnen Baustellen sind je drei Kilometer voneinander entfernt und mit Straßen verbunden. Wie viele Raketen in den einzelnen Silos untergebracht werden, ist nicht bekannt. Bei einem Teil der neugebauten Anlagen könnte es sich um Attrappen handeln.

Nukleares Hütchenspiel

Die Chinesen könnten auch vorhaben, Raketen zwischen den Silos zu verschieben, sodass der Gegner wie beim Hütchenspiel nie wissen kann, welche Anlage bestückt ist. Die USA planten in der 1970er-Jahren ein solches System, bei dem 4.600 Silos für lediglich 200 Raketen errichtet werden sollten.

China will mit seinem Rüstungsprogramm sicherstellen, im Fall eines US-Angriffs einen Gegenschlag führen zu können, der die Abwehrsysteme der Amerikaner überfordert, sagte der Rüstungsexperte Jeffrey Lewis der "Washington Post". Bisher war man davon ausgegangen, dass China 250 bis 350 Atomwaffen besitzt. Die USA verfügen laut der Federation of American Scientists über 3.800 einsetzbare nukleare Sprengköpfe und Bomben, Russland über 4.497, beide Weltmächte arbeiten an neuen Atomwaffensystemen.

USA wollen Rüstungskontrollabkommen

US-Außenminister Antony Blinken erklärte im Februar, dass Präsident Joe Biden anstrebe, mit China ein Rüstungskontrollabkommen abzuschließen. Biden hat auch die Absicht geäußert, seinen chinesischen Amtskollegen Xi Jinping persönlich zu treffen, allerdings gibt es noch keinen Termin. Am G20-Gipfel, der im Oktober in Rom stattfinden soll, werden jedenfalls beide Staatsoberhäupter teilnehmen. (bed, 1.7.2021)