Wäre dieser Influencer Norweger, dürfte er künftig keine retuschierten Beiträge mehr auf die Plattform seiner Wahl hochladen, ohne sie als solche zu kennzeichnen.

Foto: AFP/Miguel Medina

Norwegen will mit neuen Regulierungen gegen unrealistische Schönheitsstandards auf Social-Media-Plattformen vorgehen. Dadurch soll die Verbreitung von körperdysmorphen Störungen, also der übermäßigen Beschäftigung mit eingebildeten Mängeln der eigenen äußeren Erscheinung, eingedämmt werden. Aufgrund einer Änderung des Marketinggesetzes müssen Influencer künftig nämlich retuschierte Fotos ihres Körpers in Werbebeiträgen als ebensolche kennzeichnen. Verstöße sollen mit steigenden Geldstrafen geahndet werden – und sogar Haftstrafen nach sich ziehen können.

Laut dem norwegischen Ministerium für Kinder und Familien muss Werbung künftig mit einem standardisierten Etikett gekennzeichnet werden, wenn die Größe, Form oder Haut eines Körpers manipuliert wurde. Das Gesetz bezieht sich dabei direkt auf berühmte Personen und Influencer, die "irgendeine Zahlung oder einen anderen Vorteil" aus einem Beitrag auf sozialen Medien erhalten, berichtet "Vice". Die Regulierung soll dabei relativ weitgreifend sein. Sie betreffe nicht nur Bilder, auf denen Lippen, Taille und Muskeln nach der Aufnahme manipuliert wurden. Auch Fotos, die mit einem Filter versehen werden, sollen darunter fallen.

Hoffnungen

Der Vorstoß erfolgt in der Hoffnung, mehr Klarheit über die Verbreitung unrealistischer Körperbilder zu schaffen. Zudem setzen die Gesetzgeber darauf, dass das verpflichtende Label Werbetreibende und Urheber gänzlich von der Retusche ihrer Fotos abhalten könnte. Eingeräumt wurde laut den Berichterstattern allerdings bereits, dass eine Durchsetzung schwierig sein könnte, weil eine Bearbeitung nicht immer erkennbar sei.

Problematisch ist zudem, dass unklar bleibt, ob eine Anpassung der Helligkeit und Sättigung von Fotos schon als Verstoß angesehen werde, obwohl es gängige Bearbeitungstechniken in der Fotografie sind.

Trotz allem soll der Gesetzesentwurf laut der norwegischen Lokalzeitung "Verdens Gang" breite Unterstützung von dort ansässigen Influencern erhalten haben. Das Label verleihe unerreichbaren Körperformen einen Sinn von Realität und verhindere gleichzeitig, dass Filter problematisch werden, sollen einige von ihnen gegenüber der Zeitung gesagt haben: "Filter [sind] etwas, das Spaß machen sollte, etwas, über das man lachen kann oder das einem ermöglicht, einen realistischen Schmetterling im Gesicht zu haben. Nicht aber etwas, das ein falsches Schönheitsideal schaffen soll", sagte zum Beispiel Influencerin Annijor Jørgensen im Bericht.

Problem der Internationalität

Teilweise sollen die betroffenen Personen sogar gefordert haben, die Regulierung auf alle Inhalte auszuweiten. Allerdings würde das erneut die Umsetzung erschweren. Da das Gesetz nur norwegische Personen betrifft, bleibt zudem anzumerken, dass Nutzer weiterhin internationale Inhalte ohne entsprechende Kennzeichnung zu sehen bekommen werden. (mick, 1.7.2021)