Gemeinsam zogen die Prinzen am Tuch, das Dianas Statue verhüllte.

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Das Gedenken an ihre verstorbene Mutter hat am Donnerstag die britischen Prinzen William und Harry vereint. Gemeinsam enthüllten die zerstrittenen Brüder am Londoner Kensington-Palast eine Statue für Prinzessin Diana, die an diesem Tag ihren 60. Geburtstag gefeiert hätte. "Wir erinnern uns an ihre Liebe, ihre Stärke und ihren Charakter", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. "Wir wünschen uns jeden Tag, sie könnte noch bei uns sein."

Für das Event musste der 36-jährige Prinz Harry eine Quarantäne von fünf Tagen antreten. In dieser Zeit vertrieb sich der Prinz Londoner Medienberichten zufolge die Langeweile mit fröhlichen Botschaften über die Aussichten der englischen Nationalmannschaft bei der Fußball-Europameisterschaft. Der 39-jährige William durfte als Schirmherr des Verbandes FA mit seiner Frau Kate und dem ältesten Sohn George beim Achtelfinaltriumph über Deutschland im Wembley-Stadion dabei sein.

Kein großes Fest

Die Enthüllung der seit vier Jahren geplanten Statue im unmittelbar an den Palast grenzenden Sunken Garden war ursprünglich als Fest für Hunderte von Menschen geplant. Sie musste wegen der weiterhin geltenden Corona-Einschränkungen nicht nur um ein Jahr verschoben werden, auch die Teilnehmerzahl wurde erheblich reduziert.

Dabei sein durften Dianas ältere Schwestern Sarah und Jane sowie ihr jüngerer Bruder Charles Spencer, dessen wütende Trauerrede für die Verstorbene in der Westminster Abbey im September 1997 für eine Sensation gesorgt hatte. Anwesend war auch der Schöpfer der Statue, Ian Rank-Broadley; er ist für seine figürlichen Skulpturen bekannt. Seit 1998 ziert sein Porträt von Queen Elizabeth II sämtliche britischen Münzen.

Sein jüngstes Werk in Bronze zeigt die Prinzessin in der letzten Phase ihres kurzen Lebens, umgeben von drei Kindern. Das Trio repräsentiere die besondere Beziehung der gelernten Kindergärtnerin zu den Jüngsten in der Gesellschaft, hieß es zur Erklärung. "Wir wollten ihre Wärme und Menschlichkeit einfangen", erläuterte der Künstler.

Tausende Blumen

Prominenz bringt die Neubepflanzung dieses Teils der Kensington Palace Gardens auch der Gartenarchitektin Pip Morrison. Mit fünf Gärtnern hat sie mehr als anderthalb Jahre an dem Projekt gearbeitet. Dabei wurden in mehr als 1.000 Arbeitsstunden über 4.000 Blumen gepflanzt, die als Dianas Lieblinge bekannt waren, vor allem Rosen, Tulpen, Dahlien und Lavendel. Ein "Ruheort" sei ihr Ziel gewesen, sagt Morrison, für all jene, die sich vor Ort an die tote Prinzessin erinnern wollen.

Ob auch für die Söhne Ruhe einkehrt in ihrer angespannten Beziehung? Darauf deutete zuletzt wenig hin. Die explosiven Rassismusvorwürfe, die Harry und seine Frau Meghan im Interview mit Talkshow-Queen Oprah Winfrey vorbrachten, konterte William knallhart: "Wir sind ganz bestimmt keine rassistische Familie", rief er einem Fragesteller zu. Schon im Februar flüsterten Vertraute des Prinzen der Sunday Times zu, dieser sei "traurig und schockiert", ja zornig über seinen jüngeren Bruder.

Zuletzt hat der Ältere die scheinbar unaufhörlichen Podcast-Auftritte des Jüngeren, in denen immer wieder vom "Schmerz und Leid" der gemeinsamen royalen Kindheit die Rede ist, mit eisigem Schweigen beantwortet. Dass Harry Vater und Bruder zu "Gefangenen" ihrer Stellung als Thronfolger eins und zwei erklärte, dürfte die Zuneigung nicht gerade erhöht haben.

Gegen Medien

Eines immerhin haben die royalen Brüder doch gemeinsam: Wie ihr Onkel Charles Spencer haben sich Dianas längst erwachsene Söhne das Narrativ zu eigen gemacht, wonach ihre Mutter zeit ihres erwachsenen Lebens von skrupellosen Medien gejagt, ausgenutzt und letztlich Ende August 1997 in den Unfalltod getrieben wurde.

Erst vor wenigen Wochen nahm William die Untersuchung eines berühmten BBC-Interviews mit seiner Mutter ("Es gab drei in unserer Ehe, da wurde es ein wenig eng") zum Anlass, dem berühmtesten öffentlich-rechtlichen Sender der Welt "Lügen" und ein "Cover-up" um die Ohren zu schlagen. Das Verhalten von Reportern und Verantwortlichen der BBC habe zur "Furcht, Paranoia und Isolation" seiner Mutter beigetragen.

Zuletzt nährte auch die jüngste Staffel der weltweit berühmten TV-Serie The Crown das Bild der toten Prinzessin als arme, verfolgte Unschuld.

So sei das eben mit früh verstorbenen Celebritys, analysiert der englische Historiker Tom Holland. Dass es zu ihrer Lebzeit auch viele gegeben habe, "die sie oberflächlich und manipulativ fanden", könne dem Mythos Diana nichts anhaben: "Mythen sind frei von den Fesseln, die uns Sterbliche einengen." (Sebastian Borger aus London, 1.7.2021)