Bild nicht mehr verfügbar.

Kinder und Jugendliche infizieren sich derzeit öfter als andere Altersgruppen mit Covid-19, weil die meisten noch nicht geimpft sind.

Foto: Getty Images

Die Delta-Variante sitzt uns im Nacken, droht sie doch, unseren entspannten Sommer zu ruinieren. Besonders die Kinder und Jugendlichen sind dadurch gefährdet, so scheint es. Tatsächlich stellen einige Untersuchungen fest, dass es in dieser Altersgruppe vergleichsweise viele Infizierte mit der neuen Variante gibt. Genauere Zahlen dazu hat man bereits aus Großbritannien und auch den USA. Im Vereinten Königreich etwa wurde beobachtet, dass sie sich zuletzt in Schulen überproportional ausgebreitet hat und sich dort gehäuft auch Cluster bilden.

Der Grund ist allerdings nicht, dass die Mutation für diese Altersgruppe besonders gefährlich ist, sondern in erster Linie die Tatsache, dass unter den jungen Menschen noch besonders viele Ungeimpfte sind, bei den unter Zwölfjährigen ohnehin alle.

Vor diesem Problem steht natürlich auch Österreich, Jugendliche von zwölf bis fünfzehn sind erst seit kurzem für die Impfung freigeschaltet. 8,2 Prozent in dieser Altersgruppe sind teilimmunisiert, nur 0,3 Prozent haben auch schon den zweiten Stich – was aber für die Delta-Variante wichtig ist, schützt doch nur eine Vollimmunisierung ausreichend vor einer Ansteckung.

Impfstoff frühestens Ende des Jahres

Alle unter Zwölfjährigen können noch gar nicht geimpft werden, kein einziges Vakzin ist bisher für diese Altersgruppe zugelassen. Und selbst wenn es den Impfstoff im Herbst geben sollte, wird eine Zulassung in Österreich von Experten frühestens Ende des Jahres erwartet.

Unter diesen Umständen ist es kein Wunder, dass die Sieben-Tage-Inzidenz in der Altersgruppe der Sechs- bis Vierundzwanzigjährigen am höchsten ist, wie die aktuellen Zahlen der Ages zeigen. Bei den Sechs- bis Vierzehnjährigen liegt sie bei 17,5, bei den Fünfzehn- bis Vierundzwanzigjährigen bei 20 – und damit deutlich höher als in allen anderen Altersgruppen. Wie viel von diesen Infektionen bereits der Delta-Variante geschuldet sind, geht aus den Zahlen nicht hervor. Die Vermutung liegt jedoch nahe, dass sie aufgrund ihrer höheren Infektiosität auch hier auf dem Vormarsch ist.

Neues Krankheitsbild

Doch was bedeutet das nun für die Jungen? Ist Delta für sie gefährlicher? "Man weiß noch nicht, ob die Variante einen potenziell schwereren Verlauf bedingen kann, wir haben dazu noch keine Daten", erklärt Wolfgang Högler, Vorstand der Kinder- und Jugendheilkunde am Kepler-Universitätsklinikum in Linz. Der Kinderarzt macht sich dabei allerdings weniger Sorgen wegen der Corona-Infektion an sich, da die Krankheit bei den meisten Kindern leicht und oft auch asymptomatisch verläuft.

"Bedeutend mehr Sorgen bereitet mir das neue Krankheitsbild PIMS." Das steht für Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome und ist eine schwerwiegende Immunreaktion ausschließlich bei Kindern und Jugendlichen, die etwa sechs Wochen nach einer Corona-Infektion auftritt. Die Kinder haben dabei Fieber, sind leistungsschwach, haben oft Bauchschmerzen, Durchfall, Hautausschlag und sind generell schwer krank. Die überschießende Entzündungsreaktion kann zu Herzmuskelentzündungen und Nierenfunktionseinschränkung führen, beide Organe können versagen. Behandelt werden muss dieses Syndrom mit massiver immunsuppressiver Therapie. In Österreich wurden bereits 51 Kinder damit ins Krankenhaus eingeliefert, 21 mussten in Intensivbetreuung (Stand Februar 2021).

Deshalb plädiert Högler vehement für die Impfung der über Zwölfjährigen. Sie ist, so der Kinderarzt, der beste Schutz davor und schafft außerdem die Möglichkeit, im Herbst Cluster-Bildungen (mit Delta) an den Schulen zu minimieren. (Pia Kruckenhauser, 2.7.2021)