Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger schöpft trotz Finanzlochs kommende Saison offensichtlich aus dem Vollen.

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So lautstark aus der Josefstadt vergangenes Jahr die Kritik an schleppend anlaufenden Corona-Hilfen tönte und so wortreich vergangene Woche der bevorstehende Spielplan des Theaters präsentiert wurde, so zugeknöpft gibt man sich zu dem bekanntgewordenen Budgetloch in einer Größenordnung von bis zu zehn Millionen Euro und dem Verdacht mutmaßlicher Misswirtschaft.

Dem STANDARD vorliegenden Informationen zufolge fand am Mittwoch eine außerordentliche Sitzung des Aufsichtsrates statt, in der die Beauftragung eines Wirtschaftsprüfers beschlossen wurde. Das sei ein vertraulicher Termin gewesen, blafft Günter Rhomberg, Vorsitzender des Stiftungsvorstandes und des Aufsichtsrates, ins Telefon.

Nachsatz: Die Prüfung habe man proaktiv vorgeschlagen, die offenen Dinge mit Stadt und Bund wären bereits besprochen und man sei zuversichtlich. Mehr habe er dazu nicht zu sagen, Fragen beantworte er keine. Dabei gebe es solche durchaus: Ob man falsche Management-Entscheidungen ausschließen kann: sowohl mögliche Versäumnisse bei der Nutzung staatlicher Corona-Hilfsprogramme – die man in Abrede stellt – als auch in Hinblick auf Erwägungen von Einsparungsoptionen.

Rapport bei Andrea Mayer

Mit 17 Neuproduktionen für die nächste Saison schöpft Direktor Herbert Föttinger offensichtlich aus dem Vollen. Wirtschaftlich umsichtig klingt das – mitten in einer Pandemie und angesichts der im Herbst absehbaren nächsten Infektionswelle – eher nicht in den Ohren der Subventionsgeber, die das Theater jedoch in der Pflicht sieht. Eine Anfrage, ob die Geschäftsführung Maßnahmen zur Abfederung der finanziellen Schieflage plant, blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

Wie der Kurier berichtete, trat die Josefstädter Führungsspitze am Montag zum Rapport bei Andrea Mayer (Grüne) an und übergab Unterlagen. Den Termin will das Kulturstaatssekretariat nicht kommentieren. In der Sache wurde – so scheint es – mehr öffentlich, als allen Beteiligten lieb ist. Das Büro von Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler bestätigt die Aufsichtsratssitzung, "über deren vertrauliche Inhalte" Stillschweigen bewahrt werde. Offenbar geht es erst einmal darum, sich einen Überblick über die Situation zu schaffen. "Viele Hilfszahlungen vonseiten des Bundes sind zum jetzigen Zeitpunkt noch offen", gibt man zu bedenken.

Die Stadt Wien sei aber in engem Austausch sowohl mit den Vertretern des Bundes "als auch mit dem Fördernehmer, um relevante Fragen zur Zukunft des Theaters in der Josefstadt zu klären".

Eine genaue profunde Analyse der Verwendung der Fördermittel werde selbstverständlich stattfinden und die Basis für weitere Schritte bilden, wird versichert. (Olga Kronsteiner, 1.7.2021)