Es muss sich alles ändern, damit alles so bleiben kann, wie es ist: Selten wurde dieser berühmte Satz von Giuseppe Tomasi di Lampedusa so eindrucksvoll bestätigt wie mit der Ernennung von Maria Happel zur neuen Leiterin der Festspiele Reichenau. Das Publikum in Reichenau ist alt und konservativ, die Kartenpreise sind geschmalzen, der Eigendeckungsgrad der Festspiele mit 85 Prozent ungewöhnlich hoch. Jede substanzielle Änderung in Reichenau müsste mit einer höheren Subvention des Landes Niederösterreich einhergehen. Doch ändern soll sich im Grunde eh nichts.

Maria Happel, die neue Leiterin der Festspiele Reichenau.
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Zu lukrativ ist das über viele Jahre in Reichenau praktizierte Wertschöpfungsmodell: Die Festspiele sind der sommerliche Tourismusmotor in einer einst blühenden, aber schon lange touristisch vor sich hin dümpelnden Gegend. Hier ist der Grund dafür zu suchen, warum das ehemalige Intendantenpaar Renate und Peter Loidolt so lange schalten und walten konnte, wie es wollte. Erst als der Rechnungshof einschritt, konnten Gemeinde und Land nicht mehr wegsehen.

Mit Publikumsliebling Maria Happel als neuer Festspielintendantin macht man jetzt zwar einen Neuanfang, signalisiert den Stammgästen aber Kontinuität: Ästhetisch wird Happel kaum jemanden vor den Kopf stoßen, dafür aber die Festspiele mit ihrem großen Netzwerk bereichern. Zumindest die Tourismusverantwortlichen können aufatmen. (Stephan Hilpold, 1.7.2021)