Bei vielen ist es Gewohnheit. Donnerstagfrüh sitzen fast ausschließlich Menschen mit FFP2-Masken in der Wiener U6. Seit Mitternacht würde ein einfacher Mund-Nasen-Schutz reichen. Eine der wenigen, die diese Lockerung nutzt, sagt: "Da kann man durchatmen." Sie sei geimpft und habe selbst Corona gehabt, aber sie werde – selbst wenn die Maskenpflicht ganz falle – weiterhin eine tragen.

Station Westbahnhof. Ein Blick vom Bahnsteig auf das Nadelöhr Rolltreppe mit vielen Menschen dicht an dicht zeigt: Kaum jemand trägt einfachen Mund-Nasen-Schutz. Zu Mittag werden es nur ein paar Leute mehr sein. Seit 1. Juli gelten in Österreich neue Corona-Regeln. Wo der Nachweis zu bringen ist, dass man getestet, genesen oder geimpft ist (die drei G), darf die Maske fallen. Also zum Beispiel beim Friseur, im Fitnesscenter, in Lokalen, Kultureinrichtungen (mit Ausnahme von Museen) und bei Veranstaltungen.

In der U-Bahn tragen am Donnerstag, bei relativ kühlen 20 Grad Lufttemperatur, noch die meisten Fahrgäste die inzwischen gewohnte FFP2-Maske.
Foto: Robert Newald

"Noch so gewöhnt"

Kellnerinnen und Kellner, die einen Drei-G-Nachweis haben, dürfen nun ohne Maske bedienen. Und Gäste dürfen nicht mehr nur am Tisch die Maske abnehmen. Im Freiraum auf der Mariahilfer Straße trauen sich noch die wenigsten, ohne Maske durch das Lokal zu gehen. Oder wissen es schlicht nicht. "Die sind das noch so gewöhnt", sagt eine Kellnerin, die bei den Ankommenden den Drei-G-Nachweis kontrolliert. Bei einem Mann ruft sie aus: "Oh nein! 19. 6.! Das geht leider nicht." Die Erstimpfung muss mindestens drei Wochen her sein, die Kellnerin beschreibt den Weg zum nächsten Apothekentest. In einem solchen Fall hätte das Lokal bisher Selbsttests vor Ort angeboten, weil Wien aber Mittwochnachmittag noch strengere Regeln erlassen hat, wird ein Nachweis einer Apotheke oder einer Teststraße verlangt. Auch für Kinder ab sechs Jahren gilt in Wien die Drei-G-Regel (siehe Seite 3).

Kellnerin Nici im Café Westend freut sich, dass sie wieder ohne Maske arbeiten darf.
Foto: Robert Newald

Im Café Westend genießt Kellnerin Nici, wieder ohne Maske zu arbeiten. "Es ist angenehmer", sagt sie. "Aber Hauptsache, wir können überhaupt offen haben und arbeiten." Max (17) sitzt in einer Ecke und schaut aus dem Fenster. Soll er am Abend mit Freunden fortgehen? Die Clubs dürfen wieder aufsperren. "Ich fühle mich zwiegespalten." Auf dem Weg zum Kaffeehaustisch trug er noch seine FFP2-Maske. Ein anderer Gast bleibt auch bewusst dabei. "Das Virus kennt kein Datum", sagt er. "Warum sich heute anders verhalten als gestern?"

Auch im Schuhgeschäft auf der Mariahilfer Straße tragen Kundinnen und Kunden durchwegs FFP2-Schutz. "Die neuen Regeln haben sich noch nicht so herumgesprochen", meint eine Verkäuferin. Wenn es wieder heißer wird als milde 20 Grad, werde sich rasch etwas ändern.

Friseurin Verona behält die FFP2-Maske lieber noch an. Ihre Kundschaft darf seit Donnerstag laut Verordnung mit Drei-G-Vorweis maskenlos zur neuen Frisur.
Foto: Robert Newald

In Einkaufszentren ist generell Mund-Nasen-Schutz zu tragen, der in dortigen Lokalen nach Zeigen des Drei-G-Nachweises aber abgenommen werden darf. Beim Friseur Beauty Lounge in der Lugner City fordert ein Hinweisschild weiter zum Maskentragen auf, obwohl auch körpernahe Dienstleister wie dieser darauf dank Drei-G-Nachweises verzichten dürfen. Friseurin Verona, den FFP2-Schutz im Gesicht, bittet eine Kundin um ihr Impfzertifikat. Diese hat es dabei und nimmt die Maske zum Haarewaschen ab.

"Oben ohne" in Salzburg

Und unter freiem Himmel? Auf Österreichs größtem Wochenmarkt, der Schranne in der Stadt Salzburg, unterschied sich das Bild am Donnerstag kaum von den vergangenen Wochen: Der eine oder andere Händler, die eine oder andere Kundschaft war mit Maske ausgestattet, mehrheitlich war aber "oben ohne" angesagt. Das war freilich an den vergangenen Donnerstagen auch schon so. Das mehrheitlich ältere Publikum nahm die Maskenpflicht nicht mehr so genau – wohl weil viele bereits zur Generation der Geimpften zählen. Zudem spielt sich das bunte Schrannentreiben unter freiem Himmel ab, und die Grenzen zwischen Marktgelände und normaler Straße sind zwar in der Marktordnung definiert, für die Marktbesucher selbst aber nicht immer eindeutig zu erkennen.

Aufatmen in Graz

"Sie können sich gar nicht vorstellen, mit welchem Genuss ich gestern Abend die FFP2-Maske in den Abfalleimer geworfen habe", sagt die Verkäuferin in einer Grazer Bäckerei. Das Tragen dieser Maske den ganzen Tag über: Sie sei "ziemlich belastet gewesen, ganz speziell in den vergangenen sehr heißen Tagen. Der Schweiß darunter, das schwere Atmen, das war echt anstrengend." Der einfache blaue Mund-Nasen-Schutz sei da schon eine wesentliche Erleichterung.

Hier in den Geschäften der Grazer Innenstadt ist bei Verkäuferinnen und Verkäufern bereits vielerorts an diesem Montag ein Wechsel der Masken zu beobachten, ansonsten hat sich das Stadtbild noch nicht wesentlich verändert. Masken baumeln von den Handgelenken, werden unterm Kinn oder in der Hand getragen, einige in Ellbogenhöhe fixiert. Etliche Menschen tragen diese Masken noch, ob in den Öffis oder sogar im Freien. (Walter Müller, Thomas Neuhold, Gudrun Springer, 1.7.2021)