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90 Prozent der kanadischen Ortschaft Lytton sind abgebrannt.

Foto: Reuters / 2 Rivers Remix Society

Vancouver – Tagelang machte die kanadische Ortschaft Lytton mit immer neuen Hitzerekorden Schlagzeilen – nun hat ein Flammeninferno die Gemeinde fast komplett zerstört: In kürzester Zeit wurde der kleine Ort von einer Feuerwalze überrollt. 90 Prozent von Lytton seien abgebrannt, auch der ganze Ortskern, teilte der kanadische Parlaments-Abgeordnete Brad Vis am Donnerstag mit. Mehr als tausend Menschen mussten in aller Eile flüchten.

Er habe weißen Rauch am Südrand des Ortes gesehen, und schon 15 bis 20 Minuten später hätten die Flammen die ganze Stadt ergriffen, sagte Bürgermeister Jan Polderman laut kanadischen Medien. Fotos und Videos zeigten komplett verkohlte Häuserreihen und Straßenzüge. Offizielle Zahlen über mögliche Opfer gab es zunächst nicht. Doch berichtete die Zeitung "Vancouver Sun", dass offenbar ein Paar in den 60ern in den Flammen gestorben ist. Sie zitiert den Sohn, der seinen Eltern in eine Grube geholfen haben soll, damit sie sich vor den Flammen schützen können. Dann sei ein Telefonmast auf den Einstieg gefallen.

Es werden noch immer Bewohner des Ortes vermisst. Vielerorts waren Strom- und Telefonverbindungen unterbrochen. Die Menschen seien in alle Richtungen in weiter entfernte Orte geflüchtet, hieß es.

Es soll nur 23 Minuten gedauert haben, bis die Flammen den kompletten Ort überrollt hatten. Eine Bewohnerin des Ortes erzählte CBC Radio, dass sie gerade in einem Zoom-Meeting bei sich zu Hause gewesen sei, als ein Kollege angerufen habe. Sie sollte sofort ihr Haus verlassen. "Es ist alles so schnell gegangen", sagte sie zum Radiosender: "Die Menschen hatten nicht genug Zeit, um ihre Tiere zu holen oder ihre persönlichen Sachen. Ich habe meine Fotoalben zurückgelassen, ich habe alles zurückgelassen."

Feuer außer Kontrolle

Vor der Brandkatastrophe am Mittwochabend (Ortszeit) hatte Lytton, das rund 260 Kilometer nordöstlich von Vancouver liegt, drei Tage in Folge Hitzerekorde verzeichnet. Das Thermometer zeigte nach Angaben der Wetterbehörde am Dienstag 49,6 Grad Celsius an, die höchste in Kanada gemessene Temperatur. Das Feuer auf einer Fläche von 65 Quadratkilometern sei "außer Kontrolle", teilten die Behörden am Donnerstag mit. Das Wetter sei weiterhin trocken, heiß und windig.

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Das Feuer zwang mehr als tausend Menschen, aus ihren Häusern zu flüchten.
Foto: AP / Darryl Dyck

Auch in anderen Teilen der kanadischen Provinz British Columbia waren binnen 24 Stunden Dutzende Waldbrände ausgebrochen, viele durch Blitzschläge.

Feuer auch in Kalifornien

Heißes und trockenes Wetter mit heftigen Winden verschärfte auch in Kalifornien die Feuerlage. Im Norden des bevölkerungsreichsten US-Bundesstaats kämpften am Donnerstag über tausend Feuerwehrleute gegen drei größere Waldbrände an. Eines der Feuer nahe der Ortschaft Weed hat sich auf eine Fläche von über 80 Quadratkilometern ausgebreitet. Mehrere tausend Menschen waren aufgefordert worden, ihre Häuser in der Gefahrenzone zu verlassen. Trotz eines mehrtägigen Großeinsatzes der Feuerwehr waren die Flammen am Donnerstag erst zu 25 Prozent eingedämmt.

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Das heiße Wetter und starke Winde erschweren die Brandlage auch in Kalifornien.
Foto: AP / Noah Berger

2020 hatte Kalifornien die flächenmäßig verheerendste Waldbrandsaison seit Beginn der Aufzeichnungen erlebt. Besonders schwer wüteten die Brände von Mitte August bis Ende Oktober. Mehr als 30 Menschen kamen ums Leben, über 10.000 Gebäude wurden beschädigt oder zerstört. (red, APA, 2.7.2021)