Laut Finanzkreisen wurde das Unternehmen hinter der Trading-App bei ihrer jüngsten Finanzierungsrunde mit 30 Milliarden Dollar bewertet.

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Der Wertpapier-Broker Robinhood treibt nach der Beilegung brisanter Rechtskonflikte seinen Börsengang voran. Im Zuge dessen veröffentlichte das US-Unternehmen am Donnerstag seinen Wertpapierprospekt und gewährte darin auch erstmals tiefere Einblicke in die Geschäftszahlen. Robinhood will seine Aktien unter dem Tickerkürzel HOOD an die New Yorker Tech-Börse Nasdaq bringen.

Robinhood machte 1,4 Milliarden Dollar Verlust

Aus dem Börsenprospekt geht unter anderem hervor, dass Robinhood im ersten Quartal 2021 – trotz Erlösen von über 522 Millionen Dollar (439,3 Millionen Euro) – einen Verlust von 1,4 Milliarden Dollar verkraften musste. Im vergangenen Jahr stand ein Gewinn von seiben Millionen Dollar unter dem Strich, nach einem Verlust von 107 Millionen Dollar.

Allerdings wächst das Unternehmen rasant. Im vergangenen Jahr nahm die Zahl der Kundenkonten um 143 Prozent zu, in den drei Monaten bis Ende März 2021 verzeichnete Robinhood einen weiteren Anstieg von 12,5 auf 18 Millionen Nutzer. Die verwalteten Kundengelder des Brokers kletterten im jüngsten Quartal verglichen mit dem Vorjahreszeitraum von 19,2 auf knapp 81 Milliarden Dollar.

Snoop Dogg und Jared Leto als Investoren

Laut Finanzkreisen wurde das Unternehmen hinter der Trading-App bei ihrer jüngsten Finanzierungsrunde mit 30 Milliarden Dollar bewertet. Zu den Geldgebern für Robinhood gehören die Finanzinvestoren Andreessen Horowitz, Sequoia und Ribbit Capital, aber auch Prominente wie der Rapper Snoop Dogg und der Schauspieler Jared Leto.

Für den geplanten IPO lässt sich Robinhood von den Banken Goldman Sachs und JP Morgan beraten. Der Börsengang soll den Plänen zufolge 40 Milliarden Dollar schwer sein.

Umstrittenes Geschäftsmodell

Das 2013 gegründete Robinhood gilt unter anderem durch seine einfach zu bedienende als Wegbereiter einer jüngeren Generation von Anlegern am US-Finanzmarkt. Das Unternehmen hat sich auf die Fahne geschrieben, auch Menschen die Börse zu erschließen, die keinen Zugang zu vererbten Vermögen und Ressourcen haben. Dementsprechend geht aus den Unterlagen auch hervor, dass ein typischer User 31 Jahre alt ist und siebenmal pro Tag auf sein Portfolio zugreift. Für die Hälfte der User ist es das erste Mal in ihrem Leben, dass sie ein Aktienportfolio besitzen.

Gegner werfen dem Broker indes vor, zu riskanten Wetten zu verleiten und somit eher wie ein Glücksspiel-Anbieter zu agieren als wie ein seriöser Finanzdienstleister. Robinhood verspricht Gebührenfreiheit, verdient aber an der Vermittlung von Kunden und Transaktionen an große Wall-Street-Konzerne. Das Unternehmen stifte seine Nutzer deshalb zu möglichst viel und auch riskantem Handel an, meinen Kritiker.

Robinhood streitet diese Vorwürfe ab und verteidigt sein Geschäftsmodell damit, den Finanzmarkt zu "demokratisieren". Einige umstrittene Features der App, wie Transaktionen von einem digitalen Konfettiregen zu begleiten, hat das Unternehmen jedoch mittlerweile abgeschafft.

Robinhood für das Bitcoin-Trading

Das von Robinhood verwaltete Vermögen zum Ende des ersten Quartals 2021 umfasst rund 65 Milliarden Dollar in Aktien, zwei Milliarden Dollar in Optionen, 11,6 Milliarden Dollar in Kryptowährungen und 7,6 Milliarden Dollar in Bargeld. Überhaupt dürften gerade Kryptowährtungen ein staker Treiber für das Geschäft sein: Im ersten Quartal zählte Robinhood über 9,5 Millionen Kunden, die mit Kryptowährungen im Wert von 88 Milliarden Dollar auf der Plattform handelten. Die Krypto-Vermögenzwischen sind vom 31. März 2020 bis zum Ende des ersten Quartals 2021 um das 23-fache gestieegen.

Ein wesentlicher Teil des jüngsten Wachstums der Nettoeinnahmen von Robinhood-Umsatzes stamme aus Transaktionen, die auf Dogecoin zurückzuführen sind, teilt das Unternehmen mit. Im vergangenen Jahr ist der Wert von Dogecoin – getrieben auch durch Tweets von Tesla-Chef Elon Musk – um mehr als 10.000 Prozent gestiegen."Wenn die Nachfrage nach Transaktionen in Dogecoin zurückgeht und nicht durch neue Nachfrage nach anderen Kryptowährungen ersetzt wird, könnten unsere Geschäfts-, Finanz- und Ertragslage negativ beeinflusst werden", heißt es dazu in der Einreichung für den IPO.

Etliche Rechtskonflikte

Robinhood fiel wegen Handelsbeschränkungen bei bestimmten Aktien kürzlich auch bei eigenen Nutzern in Ungnade. Vor allem bei den Papieren des Videospielhändlers Gamestop, der zu einem Spielball eines Kräftemessens zwischen im Internet organisierten Kleinanlegern und Hedgefonds wurde, sorgte dies für Ärger.

Ohnehin hat das Unternehmen jede Menge rechtliche Konflikte vor der Brust. Am Mittwoch erst hakte Robinhood eine wichtige juristische Baustelle ab und nahm dabei ein hohes Bußgeld der US-Finanzaufsicht Finra in Kauf. Wegen angeblicher Irreführung von Kunden, zu lascher Kontrollen bei riskantem Optionshandel und technischer Pannen zahlt das Unternehmen bei dem Vergleich fast 70 Millionen Dollar. Mit 57 Millionen Dollar entfällt das Gros auf eine Geldstrafe – laut Finra die höchste, die je von der Behörde verhängt wurde. Etliche andere Klagen und Ermittlungen gegen Robinhood laufen noch. (APA/dpa-AFX/red/Reuters, 2.7.2021)