Social Media wird von den Chief Executive Officers (CEOs) hauptsächlich zur Weitergabe von Firmennachrichten verwendet, zeigt eine aktuelle Untersuchung.
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Die obersten Manager unterlassen das, was die sogenannten "Stakeholder", also die gesamte Öffentlichkeit, von ihnen erwarten: Dass sie sich sichtbar und klar zu gesellschaftlich relevanten Themen äußern und Position beziehen. Das ergibt die aktuelle Untersuchung "CEO Barometer". Dazu hat der Medienbeobachter Pressrelations die digitale Medienlandschaft gescreent.

An Themen mangeln würde es ja nicht – von der Gleichberechtigung über die Migration, soziale Schieflagen und Arbeitslosigkeit bis zur ökologischen Transformation, Zukunftsangst, Populismus usw., usf. – allesamt Herausforderungen, die unmittelbar mit der "gesellschaftlichen Verantwortung" von Unternehmen zu tun haben. Sie müssen, wenn an der Börse notiert, ja auch per Vorschrift Rechenschaft darüber ablegen, wie ihr Wirtschaften auf Umwelt und soziale Systeme wirkt.

Abseits solcher Berichte bezieht, mit wenigen Ausnahmen, aber eigentlich kein CEO wirklich aktiv Stellung, nützt keiner seine Macht dafür, ergibt der Check der digitalen Medienauftritte – aktive und passive – durch diese aktuelle Untersuchung.

Wenig riskieren

Da könnte man sagen: Schade, wo doch angeblich Investoren genau darauf schauen und die Reputation des Unternehmens zu fast 60 Prozent vom Ruf des CEOs (es sind fast nur Männer) abhängt. Da bleibt der Wiener Börse vielleicht einiges an Geld vorenthalten.

Man könnte sagen: Gut, ist also die Vereinnahmung der wichtigsten Themen durch die Wirtschaft doch noch nicht so weit fortgeschritten, Social Media wird nicht geschlossen bespielt, und mediale Präsenz gehört vielen Stakeholdern und ihren kritischen Fragen.

Oder man könnte fragen: Interessiert es euch persönlich und in eurer Funktion kaum, was die Mehrheit quält, wovon also die Zukunft von allen abhängt? Vielleicht ist es aber auch eine Frage des persönlichen Risikomanagements. Börsianer wissen ja, wie groß das sogenannte "reputation risk" sein kann, wie viele Börsenmilliarden es kosten kann. "Exposure" ist eben riskant. Weltverbessern kann gefährlich sein. Man muss es sich schon leisten wollen. (Karin Bauer, 2.7.2021)