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Kasper Dolberg schoss Dänemark mit zwei Toren im Achtelfinale eine Runde weiter Richtung Erfüllung des Traums vom zweiten Titel nach 1992.

Foto: Reuters/Kraak

Euro-Ticker: Tschechien vs. Dänemark, Sa. ab 18 Uhr und Ukraine vs. England ab 21 Uhr

Natürlich spricht in dieser Partie, die am Samstag im fernen Baku über die Bühne geht, einiges für Dänemark. Genauer: gerade für Dänemark. 1992 hat man – Gruppensieger Jugoslawien hat sich in die Luft gesprengt, der Zweite der Österreichgruppe rückte nach – die Spieler aus dem Urlaub holen müssen. Sie wurden Europameister. Diesmal könnte, heißt es trotzig auch aus Dänemark, der Kollaps von Spielmacher Christian Eriksen einen ähnlichen Effekt verursachen.

Oder bereits verursacht haben. Beim 4:1 gegen Russland schoss man sich überzeugend in die K.-o.-Phase, im Achtelfinale wurde Wales 4:0 abserviert. Dänemarks Stärken hatten Ende März auch Österreich überrollt, als sich die Skandinavier in der WM-Qualifikation in Wien mit 4:0 durchsetzten.

Die Dänen haben also – neben der traditionell gediegen-skandinavischen Verteidigung, dem nicht minder traditionsreich einfallsreichen Mittelfeld – einen ganz vorzüglichen Sturm. Der fitte Yussuf Poulsen, nur zum Beispiel, scort für Leipzig, Kasper Dolberg für Nizza, Martin Braithwaite steht in Diensten des FC Barcelona. Und sagte nach dem Achtelfinale: "Ich spiele zwar für den besten Klub der Welt. Aber heute habe ich für die beste Mannschaft der Welt gespielt."

Team der Kapitäne

Dem Trainer, Kasper Hjulmand, würde reichen, es wäre bloß die beste Europas. Ansätze dazu sieht er durchaus: "Ich habe zwölf Spieler in meinem Kader, die in ihren Vereinen Kapitäne sind. Das sagt etwas aus über den Charakter der Gruppe und auch das Verantwortungsbewusstsein innerhalb des Teams."

Jetzt hätten diese Charaktere die einmalige Chance, "die wir vielleicht nie wieder haben werden". Es den Alten von 1992 gleichzutun. Einen Kindheitstraum ins Leben zu wuchten. 1992 war Hjulman zwanzig. Sein Ältester, Torhüter Kasper Schmeichel, fünf. Papa Peter stand damals, 1992, im Europameister-Tor. Ganz ohne Zweifel: sowas verleiht zuweilen Flügel.

Aber nicht nur die Dänen haben ihre nationalen Beflügelungen. Die Tschechen waren – noch als Tschechoslowaken – auch schon Europameister. 1976 düpierte Antonín Panenka den deutschen Goalie Sepp Maier beim Elferschießen.

Und 1996 – schon als Solotschechen – zog die goldene Generation um Pavel Nedvěd und Karel Poborský ins EM-Finale ein. Das fand statt in Wembley. Gegner war Deutschland. Und das gewann durch die Uefa-Schnapsidee eines Golden Goals.

Günstige Sterne

Der damalige tschechische Teamchef, Dušan Uhrin, ist auch in der Zahlenmystik bewandert. Und der sagt: "Unser Erfolg kam 20 Jahre nach Belgrad 1976. Nun kämpft unser Team 25 Jahre später um den nächsten Erfolg, der ideale Zeitpunkt."

Die Niederländer haben im Achtelfinale diesen Fluch der Sterne mit 0:2 schon verspürt. Teamchef Jaroslav Šilhavý steht vor dem Luxusproblem, ob er seine überzeugende Elf wieder verändern soll. Gesetzt jedenfalls ist Stürmer Patrik Schick von – noch – Bayer Leverkusen. Mit bisher vier Treffern ist der 25-Jährige der Rookie dieser EM. Mit entsprechendem Selbstbewusstsein: "Wir haben die Niederlande geschlagen, warum sollen wir nicht auch Dänemark bezwingen?"

Vom Spielort, Aserbaidschans Hauptstadt Baku, in die keine tschechischen Fans reisen werden, wolle man sich nicht schrecken. Midfielder Antonín Barák: "Daran dürfen wir gar nicht denken." (Wolfgang Weisgram, 2.7.2021)

Mögliche Aufstellungen zum Fußball-EM-Viertelfinale Tschechien – Dänemark am Samstag in Baku:

Tschechien – Dänemark (Baku, Olympiastadion, 18.00 Uhr/live ORF 1, SR Kuipers/NED)

Tschechien: 1 Vaclik – 5 Coufal, 3 Celustka, 6 Kalas, 2 Kaderabek – 9 Holes, 15 Soucek – 12 Masopust, 8 Darida, 13 Sevcik – 10 Schick

Ersatz: 16 Mandous, 23 Koubek – 4 Brabec, 17 Zima, 18 Boril, 22 Mateju, 21 Kral, 7 Barak, 14 Jankto, 25 Pesek, 26 Sadilek, 11 Krmencik, 19 Hlozek, 20 Vydra, 24 Pekhart

Dänemark: 1 Schmeichel – 6 Christensen, 4 Kjaer, 3 Vestergaard – 17 Stryger Larsen, 23 Höjbjerg, 8 Delaney, 5 Maehle – 14 Damsgaard, 12 Dolberg, 9 Braithwaite

Ersatz: 16 Lössl, 22 Rönnow – 2 Andersen, 13 Jörgensen, 26 Boilesen, 7 Skov, 15 Nörgaard, 18 Wass, 24 Jensen, 25 Christiansen, 11 Skov Olsen, 19 Wind, 20 Poulsen, 21 Cornelius

Es fehlt: 10 Eriksen (nach Herz-OP)