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Wally Funk (82), einst verhinderte Astronautin, fliegt doch noch ins All.

Foto: REUTERS/Elizabeth Culliford/File Photo

Um es gleich vorwegzunehmen: So ganz wird sich das, worauf Mary Wallace Funk ihr Leben lang hingearbeitet hat, auch am 20. Juli nicht erfüllen. Aber es ist immerhin etwas. Rund vier Minuten soll sich die Raumkapsel des Blue-Origin-Programms von Amazon-Gründer Jeff Bezos dann über die Kármán-Linie in 100 Kilometern Höhe hinausbewegen, die theoretische Grenze zum Weltraum. An Bord: "Wally" Funk (82). Sie wird der älteste Mensch sein, der je das All erreicht hat.

Funk hätte womöglich auch der jüngste sein können, wäre da nicht das gewesen, was Astronaut John Glenn in einer Kongressanhörung 1962 als "Faktum unserer sozialen Ordnung" verteidigte: die Idee, dass Frauen für derartige Missionen nicht geeignet seien. Thema der Anhörung war ein privat finanziertes Programm, mit dem Funk, damals 23, und zwölf weitere Frauen sich einer Weltraummission nähern sollten.

Die 13, von den Medien als "Mercury 13" zusammengefasst, absolvierten alle Tests, die auch männliche Nasa-Astronauten bewältigen mussten. Man habe ihr gesagt, dass sie sogar besser abgeschnitten habe als ihre Kollegen, erzählte Funk jüngst in einem Video. Doch die Nasa rettete sich ins Formelle: Frauen könnten eben nicht Kampfpiloten werden – das sei aber eine Voraussetzung für das All.

Facettenreicher Lebenslauf

Funk hätte gewiss auch das gerne erfüllt, wäre ihr die Möglichkeit nicht verwehrt worden. Überhaupt liest sich ihr Lebenslauf wie eine bizarre Abfolge von Errungenschaften und willkürlichen Verboten. Geboren 1939 in New Mexico, Berufswunsch Ingenieurin, zugelassen aber für eine Wirtschaftsschule. Ausbildung an allen erdenklichen Flugzeugtypen, ab 1961 selbst (Propeller-)Fluglehrerin bei der U.S. Army. 1968 wird Funk die 58. Frau, die in den USA die Prüfung zur Verkehrspilotin schafft – alle drei Linien, bei denen sie sich bewirbt, lehnen sie ab. Offen genannter Grund: ihr Geschlecht.

Funk ändert wieder ihr Betätigungsfeld, wird Sicherheitsexpertin. Ab 1974 geht sie, natürlich wieder als erste Frau, für die Luftfahrtbehörde 450-mal Abstürzen auf den Grund. Nebenher nimmt sie an Flugzeugrennen teil. Als die Nasa in den 1980er-Jahren tatsächlich Frauen ins Weltall schickt, ist sie "zu alt".

Nicht zu alt war 1998 John Glenn. Der Mann, der in den 1960ern gegen die Aufnahme von Frauen argumentiert hatte, womöglich auch aus Sorge vor Konkurrenz, wurde damals als 77-Jähriger noch einmal auf Mission geschickt. Er gilt bisher als ältester Mensch im Weltraum. Funk wird ihn übertreffen. (Manuel Escher, 2.7.2021)