Das KZ Ebensee war wie Gusen ein Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen.

Foto: Thomas Schiel/memorial-museum.org

Braunau, St. Georgen an der Gusen, Mauthausen. Orte in Oberösterreich, die an der Last der braunen Vergangenheit schwer tragen. Allein die jahrzehntelange Diskussion rund um Hitlers Geburtshaus zeigt, wie schwierig das Thema Nachnutzung in Zusammenhang mit NS-Relikten ist.

Besonders heikel wird die Situation, wenn auf dem braunen Fundament neues Leben entstanden ist. 1943 wurde Ebensee zum Schauplatz jener NS-Vernichtungspolitik, die vom Tod durch Arbeit geprägt war. In dem Mauthausen-Außenlager mussten Häftlinge unter grausamen Bedingungen Stollensysteme für eine geplante Raketenproduktion errichten. Dieses dunkle Kapitel prägt den Ort bis heute. Ungebrochen gilt es in Ebensee und anderen betroffenen Gemeinden, den schwierigen Spagat zwischen Vergangenheit und Zukunft zu meistern. Im Sinne des "Nie wieder" für ein neues Leben.

Klare moralische Grenzen

Und doch gibt es klare moralische Grenzen. Und die sind eindeutig überschritten, wenn etwa das ehemalige Eingangsgebäude des KZ Gusen heute als privates Wohnhaus genutzt wird. Leben am einstigen Tor zur "Hölle der Höllen": offensichtlich nicht für alle Menschen unvorstellbar. Diese verwerfliche Geschichtslockerheit zeigt sich auch in Ebensee bei dem Projekt zur Heilung von Atemwegserkrankungen im KZ-Stollen. Bei dem Gedanken an die Zwangsarbeiter, die sich dort mit bloßen Händen durch den Berg graben mussten, bleibt normal denkenden Menschen fast die Luft weg. (Markus Rohrhofer, 4.7.2021)