Kiew – Zwar hat eine Feiertagsparade mit einer militärischen Kampfhandlung denklich wenig zu tun, dennoch erzeugt es eine schiefe Optik, wenn Soldatinnen in Absatzschuhen antreten sollen. Das ukrainische Verteidigungsministerium ist schwer in die Kritik geraten, weil es genau das vorhatte: Bei einer Militärparade sollen Soldatinnen in Pumps statt in Kampfstiefeln marschieren.

Die stellvertretende Parlamentspräsidentin Olena Kondratjuk forderte die Behörden auf, sich "öffentlich für diese Demütigung" von Frauen zu entschuldigen, die "die Unabhängigkeit der Ukraine mit Waffen in der Hand verteidigen". Auch in den Online-Netzwerken sorgte der Plan für Empörung.

Die Kombo Pumps und Camouflage würde auf Laufstegen in Paris oder Mailand vielleicht gut ankommen. In Kiew macht die Idee für das Verteidigungsministerium keinen schlanken Fuß.
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Facebook-Posting

Ausgelöst wurde die Debatte durch Fotos, die das Verteidigungsministerium via Facebook veröffentlicht hatte. Darauf waren junge Studentinnen einer Militärhochschule zu sehen. Bei einer Probe für die Paraden zum Jahrestag der Unabhängigkeit des Landes am 24. August trugen sie demzufolge Tarnkleidung und halbhohe schwarze Pumps. Daraufhin wurden Vorwürfe laut, die Aktion sei sexistisch. Das Posting ist von Facebook mittlerweile verschwunden. Verteidigungsminister Andrej Taran sah sich wohl zum Handeln gezwungen und stellte den Kauf neuer Schuhe in Aussicht.

Laut Gleichstellungsbeauftragtem der Armee waren die Absätze 5,4 Zentimeter hoch. Bei einem Treffen mit Verteidigungsminister Taran hätten die Soldatinnen nun geäußert, dass die Schuhe zum Marschieren "einfach unbequem" seien, hieß es in einer Ministeriumsmitteilung vom Wochenende. Taran habe angewiesen, für die Militärparade den Kauf neuer Schuhe zu prüfen. Gleichzeitig betonte das Ministerium, die überwiegende Mehrheit der Frauen habe sich dafür ausgesprochen, an dem Feiertag eine spezielle Paradeuniform zu tragen.

Nein, diese Soldatinnen üben keine Polonaise für einen ukrainischen Militärball.
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Hitzige Debatte im Parlament

Die Fotos hatten in der vergangenen Woche nicht nur im Internet für Spott und Empörung gesorgt, sondern auch im ukrainischen Parlament hitzige Diskussionen ausgelöst. Die Oppositionspolitikerin Irina Geraschtschenko veröffentlichte auf Facebook Fotos von Abgeordneten, die dem Verteidigungsminister während der Plenarsitzung High Heels an den Platz brachten. Taran solle doch selbst solche Schuhe zur Parade tragen, schrieb sie dazu.

In der ukrainischen Armee gibt es mehr als 31.000 Frauen, darunter mehr als 4.100 Offiziere. Mehr als 13.500 ukrainische Frauen haben laut Parlamentspräsidentin Kondratjuk seit dem Beginn des bewaffneten Konflikts vor sieben Jahren gegen prorussische Separatisten im Osten des Landes gekämpft. (APA, red, 4.7.2021)