Die Häftlinge wurden aus ganz Europa nach Ebensee gebracht – und mussten in den Stollen mit bloßen Händen arbeiten.

Firma Putz

Linz – Anton Putz hat eine Vision. Der pensionierte Unternehmer aus Ebensee hat vor geraumer Zeit im Ortsteil Rindbach einen Stollen gekauft, der in den Kriegsjahren 1944/45 von Insassen des KZ Ebensee in den Berg getrieben wurde. Gemeinsam mit seinem Sohn will Putz nun daraus einen Klimastollen für Menschen mit Atemwegserkrankungen machen, DER STANDARD berichtete.

Der nationale und internationale Aufschrei ist angesichts der historischen Belastung groß. Dennoch könnten die Projektbetreiber jetzt einen entscheidenden Schritt in Richtung Realisierung machen. Für 19. Juli hat die zuständige Bezirkshauptmannschaft Gmunden im Rathaus Ebensee die Verhandlung rund um eine Betriebsstättengenehmigung angesetzt. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Behörde grünes Licht gibt, ist hoch. Bereits eine Vorprüfung verlief nämlich für die Projektbetreiber positiv.

Kommunaler Konsens

Auch vonseiten der Gemeinde steht man der umstrittenen Nachnutzung des Stollens nicht ablehnend gegenüber. "Nötig ist aber ein Austausch mit der Gedenkstätte Ebensee, um eine historische Aufarbeitung sicherzustellen. Und es braucht einen Konsens mit der Bevölkerung vor Ort etwa hinsichtlich der Parkplatzsituation", stellt Bürgermeisterin Sabine Promberger (SPÖ) im STANDARD-Gespräch klar. Seien diese Voraussetzungen gegeben, könne man "über alles gut reden". Grundsätzlich habe man aber als Gemeinde keine Parteienstellung. Promberger: "Wenn Herr Putz nichts von uns braucht, wird es schwierig."

Der umtriebige Pensionist zeigt sich aber auf Nachfrage ohnehin konsensbereit. Überhaupt habe sich die Aufregung rund um das Projekt "gelegt". Auch die Details über eine begleitende historische Aufarbeitung seien geklärt. Putz: "Das Mauthausen-Komitee hat mir schriftlich mitgeteilt, dass die Geschehnisse offen thematisiert werden müssen. Etwa mit Gedenktafeln im Eingangsbereich. Und dagegen habe ich gar nichts." Gestoßen hat sich das Mauthausen-Komitee übrigens auch am geplanten Namen "Heil-Stollen". Putz: "Auch kein Problem, es wird ohnehin ein Klimastollen."

Eingereicht wurden von Putz übrigens auch bereits die Unterlagen für eine nötige Bauverhandlung. Ein Blick darauf lässt erahnen, wie es künftig in Rindbach unter Tage aussehen könnte.

Der Vorentwurf stammt von der Linzer Künstlerin und Architektin Isa Stein und trägt den Titel "Atmen". In dem modern gestalteten Eingangsbereich soll die "Historie des Ortes" an die Wände projiziert werden. Gesamt ist im Berg ein anregendes "Spiel mit Erde, Luft, Wasser" angedacht. Konkret: "gehen, den Ort eratmen, sich wahrnehmen, hören". (Markus Rohrhofer, 4.7.2021)