Sterling war als Schüler auffällig, ist es als Fußballer.

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Gerne als Sündenbock für suboptimale Auftritte Englands auserkoren, nahm Raheem Shaquille Sterling mit seinen drei Treffern (gegen Kroatien, Tschechien und Deutschland) und dem überragenden Auftritt gegen die Ukraine den Kritikern den Wind aus den Segeln. Bei praktisch jedem vielversprechenden Angriff der Engländer hatte der 26-jährige Dribblanski seine Beine im Spiel, beim 1:0 durch Harry Kane (mit zwei Treffern beim 4:0 "Man of the Match") die Vorarbeit geleistet.

Dass es so weit kommen konnte, verdankt der Flügelstürmer von Manchester City nicht zuletzt Gareth Southgate. Der Dompteur der "Three Lions" schenkte ihm immer wieder das Vertrauen, obwohl Englands Talenteschmiede – durch die potente Premier League gut geschmiert – auch Alternativen zu bieten hätte. Die Supertalente Jadon Sancho, Phil Foden und Jack Grealish drängen vehement. Und es gibt ja auch noch Marcus Rashford.

Aus schwierigen Verhältnissen

Doch Sterling ist zum wichtigen Bestandteil jener Elf avanciert, die das Mutterland des Fußballs vom ersten Titel seit 1966 träumen lässt. Sterling, in Kingston, Jamaika, geboren, hat sich seinen Traum bereits erfüllt. Drei Jahre, nachdem sein Vater erschossen worden war, holte die geflüchtete Mutter den damals fünfjährigen Raheem nach England, wo er ein paar Steinwürfe von Wembley entfernt in London aufwuchs.

Ruhig in der Schule sitzen und den Ergüssen der Lehrer lauschen war nichts für ihn. Die veritable Krätzn wollte stets nur eines: Fußball spielen. Sein Weg führte ihn von der Jugendabteilung der Queens Park Rangers über Liverpool (2012–2015, 95 Spiele/18 Treffer) nach Manchester. Für die Citizens erzielte er seit 2015 in 195 Partien 78 Tore. Ein Tattoo eines kleinen Jungen, der vor dem Wembley steht, ziert den linken Unterarm des Vaters zweier Kinder.

Southgate schätze die "unglaubliche Widerstandskraft und den Ehrgeiz" des "Kämpfers". Schmunzelnd richtet er der Presse aus: "Bitte zweifelt weiter an ihm." Es würde ihn nur noch mehr motivieren und weiter zu Höchstleistungen treiben. Einer seiner Lehrer, so heißt es, soll einmal gesagt haben: "Wenn er so weitermacht, dann wird er für England spielen oder hinter Gittern landen." (Thomas Hirner, 4.7.2021)