Noch vor kurzem sprach Papst Franziskus das Angelus-Gebet auf dem Petersplatz.

Foto: EPA/ANGELO CARCONI

"Seine Heiligkeit Papst Franziskus befindet sich in gutem Allgemeinzustand, ist wach und atmet selbständig", hieß es in einem Communiqué des Vatikans von Montagmittag. Demnach dauerte die Operation am Sonntagabend etwa drei Stunden. Der Eingriff war notwendig geworden, weil Franziskus an einer sogenannten Divertikulitis litt. Grund dafür sind Ausstülpungen an der Darmwand, die sich entzünden und Bauchschmerzen und Fieber verursachen können.

Die Erkrankung kommt bei älteren Menschen relativ oft vor. Bei der unter Vollnarkose erfolgten Operation entfernten die Ärzte Teile des Dickdarms. Franziskus müsse nun etwa sieben Tage im Spital bleiben – falls keine Komplikationen einträten, hieß es weiter.

Der Pontifex hatte sich am Sonntagnachmittag um etwa 15 Uhr, begleitet nur von seinem Fahrer und einem persönlichen Mitarbeiter, in die Gemelli-Klinik begeben und ist mit dem Lift in den zehnten Stock gefahren – völlig inkognito. Der Vatikan hatte den schon länger geplanten Spitalaufenthalt des katholischen Kirchenoberhaupts nicht angekündigt. Bis auf wenige Ärzte wusste auch in der Klinik niemand etwas von der bevorstehenden Operation.

Am Sonntagmittag hatte Franziskus noch am Fenster des Apostolischen Palastes über dem Petersplatz wie üblich das Angelus gebetet und dabei für September eine Reise nach Ungarn und die Slowakei angekündigt – "sofern Gott es zulässt".

Unproblematischer Eingriff

Grundsätzlich handelt es sich bei der Operation um einen relativ unproblematischen Eingriff. Aufgrund seines fortgeschrittenen Alters – Franziskus ist 84-jährig – ist die Gefahr von gefährlichen Komplikationen jedoch höher als bei jüngeren Patienten, sowohl bei der Vollnarkose als auch beim Eingriff selber, betonten italienische Gastroenterologen, die am Sonntag von den italienischen Fernsehstationen dutzendweise interviewt worden waren. Trotz der ruhigen ersten Nacht im Krankenhaus können die Ärzte deshalb noch nicht vollständige Entwarnung geben.

Die Stammklinik der Päpste

Und so sind wieder einmal die Kameras der TV-Networks aus aller Welt auf die Fensterreihe im 10. Stock der Römer Gemelli-Klinik gerichtet, wo sich Franziskus nun von der Operation erholt. Das erinnert an das Pontifikat von Johannes Paul II., der sich sieben Mal in diese Klinik begeben musste. Das erste Mal wurde Karol Wojtyla eingeliefert, nachdem er am 13. Mai 1981 auf dem Petersplatz vom türkischen Nationalisten Alì Agca niedergeschossen worden war.

Später machten die Entfernung eines Dickdarm-Tumors und gegen Ende des Pontifikats eine Parkinson-Erkrankung weitere Klinikaufenthalte erforderlich. Ironisch hatte Johannes Paul II. deshalb die Gemelli-Klinik einmal als "dritten Vatikan" bezeichnet – nach dem eigentlichen Vatikan und der Sommerresidenz der Päpste in Castelgandolfo.

Selbes Zimmer, andere Leiden

Papst Franziskus befindet sich nun im selben Zimmer, in dem auch schon sein Vorvorgänger gepflegt worden war. Für ihn handelt es sich aber um den ersten Aufenthalt in der Gemelli-Klinik: Außer für eine routinemäßige Augenoperation (Entfernung eines grauen Stars) vor zwei Jahren in einem anderen Krankenhaus musste Franziskus in seinem achtjährigen Pontifikat noch nie hospitalisiert werden.

Er gilt allgemein als gesundheitlich robust, obwohl ihm im Alter von 21 Jahren wegen einer schweren Lungenentzündung ein Teil der Lunge entfernt werden musste. Zu schaffen macht dem Papst gelegentlich der Ischias-Nerv. Die Ärzte raten ihm seit Jahren, wie sein Vorgänger Benedikt XVI. täglich eine Stunde spazieren zu gehen – erfolglos: "Dafür bin ich viel zu undiszipliniert", sagt Franziskus zu solchen Vorschlägen.

Das Arbeitsprogramm des Papstes wird durch den Spitalaufenthalt kaum beeinträchtigt: Franziskus befindet sich offiziell in den Sommerferien und hat den Zeitpunkt der Operation bewusst auf Anfang Juli gelegt. Die einzigen öffentlichen Auftritte während der Ferien sind die Angelus-Gebete: Wahrscheinlich wird er das nächste, wie einst Johannes Paul II., am kommenden Sonntag von seinem Bett in der Gemelli-Klinik aus lesen. (Dominik Straub aus Rom, 5.7.2021)