Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger (links) und Puls-4-"Sommergespräch"-Moderatorin Manuela Raidl.

Screenshot: Puls 4

Es gibt einfachere Formate als ein Fernseh-Sommergespräch. Das Politikinterview soll sommerlich-leichtfüßig, aber auch nicht zu weich geführt werden. Die Location soll zum Thema passen, am besten im Freien, aber ohne Lärm und ohne Gelsen. Das ist alles kaum zu schaffen – und für einen Privatsender aus der Herausfordererposition gegen den ORF (dort startet die Serie im August) wohl noch schwieriger. Umso erfreulicher, dass es Puls 4 mit seinem ersten Sommergespräch 2021 am Montagabend geschafft hat, 45 Minuten Fernsehen zu produzieren, die man gerne anschaut.

Das ist auch Moderatorin Manuela Raidl zu verdanken. Sie hat ihren ersten Gast, Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger, zu einem angenehmen Gespräch getroffen, sie aber inhaltlich durchaus herausgefordert. Auch die als locker angesetzte Einstiegssequenz, bei der Raidl und Meinl-Reisinger durch den Burggarten spazieren, erfüllt ihren Zweck, wird aber gleichzeitig nie ganz unpolitisch. Den dort sitzenden Jugendlichen wünscht die Klubchefin laut rufend und winkend einen schönen Abend, der wohl gemütlicher sei als ihrer – sie sollte recht behalten, denn weichgespült sind Raidls Fragen nicht.

Die lustig gemeinten Elemente in der zweiten Sendungshälfte wären nicht zwingend notwendig gewesen, sind aber auch nicht so peinlich ausgefallen, wie das hätte passieren können: Das alte Führerscheinfoto der Neos-Chefin aus dem Jahr 2000 zum Beispiel enthüllt eine sanft ausgefallene Goth-Phase der Politikerin, man erfährt im Anschluss aber auch, dass sie auch mit Anfang 20 nicht links, sondern schon sehr liberal gewesen ist. (Sebastian Fellner, 5.7.2021)