Die Anfangseuphorie über Annalena Baerbock ist schnell verflogen.

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Der Sinkflug der deutschen Grünen kommt natürlich nicht von ungefähr. So enthusiastisch die meisten Medien auf die Bekanntgabe der Kandidatur Annalena Baerbocks reagierten, so schnell wich die Begeisterung der Skepsis, häuften sich Fehler und Fettnäpfe der Kanzlerkandidatin und ihres Co-Vorsitzenden Robert Habeck.

Erstmals skeptisch schauten die Deutschen, als die Debatte um verspätet gemeldete Nebeneinkünfte der grünen Kanzlerkandidaten ausbrach. "Ein blödes Versäumnis" nannte Baerbock die Nachmeldung von Sonderzahlungen aus den Jahren 2018 bis 2020 in der Höhe von 25.000 Euro – und handelte sich damit für die Grünen ein Glaubwürdigkeitsproblem ein.

Allerdings war das längst nicht alles. Kurz darauf entbrannten Diskussionen um Baerbocks anscheinend unsauberen Lebenslauf, den sie mehrmals korrigieren musste. "Dass es auf den Helm gibt, war uns ja klar", kommentierte Co-Parteichef Robert Habeck vor dem grünen Parteitag im Juni noch kampfeslustig. Er selbst hatte mit seiner Forderung nach "Defensivwaffen für die Ukraine" Ende Mai Grüne wie Wählerschaft zumindest irritiert. Baerbock musste deeskalieren und Deutschland versichern, dass die Partei außen- oder auch verteidigungspolitisch jedenfalls weiterhin für Stabilität stehe.

Benzinpreis und Buch

Ein weiterer sachpolitischer Aufreger ergab sich aus der Diskussion um die Erhöhung des Benzinpreises. Der Wahlkampfvorschlag der Grünen, den Benzinpreis nach der Bundestagswahl um 16 Cent raufzusetzen, brachte Baerbock empörte Reaktionen von Politik und Wählerschaft ein. Der Kardinalfehler in der Kommunikation bei dem im Prinzip typisch grünen Thema: Baerbock schaffte es nicht, auch den Ausgleich für finanziell Schwache zu erläutern.

Die jüngste Empörung wurde von Österreich aus angestoßen: Der "Plagiatsjäger" Stefan Weber warf Baerbock mehrere Plagiate in ihrem neuen Buch Jetzt. Wie wir unser Land erneuern wollen vor. Die beanstandeten Textpassagen bezögen sich auf "allgemein zugängliche Fakten", argumentieren die deutschen Grünen. Baerbock selbst sieht sich als Opfer von "Fake-News" und forderte mehr Fairness im Wahlkampf. Das Buch sei schließlich keine Dissertation, wo Quellenangaben verpflichtend seien.

Die Mitbewerber frohlocken bereits. Es sei "fast sicher, dass der Auftrag zur deutschen Regierungsbildung an die Union gehen wird", wurde FDP-Chef Christian Lindner am Wochenende zitiert. Die verbleibende Frage laute "Schwarz-Grün oder eine Koalition, an der die FDP beteiligt ist". (Manuela Honsig-Erlenburg, 5.7.2021)