Die App, die alles leichter machen soll. Doch der grüne Pass ist für Minderjährige unter 14 Jahren nur über Umwege erhältlich und kann nur von den Eltern mittels Vollmacht beantragt werden.

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Seit Juli gibt es mit dem grünen Pass die Möglichkeit, die Drei-G-Corona-Nachweise europaweit in digitaler Form mit sich zu führen. Allerdings ist für die Nutzung dieser neuen App auch die Handysignatur Voraussetzung, die wiederum erst ab einem Alter von 14 Jahren beantragt werden kann. Wer den digitalen Nachweis in den Ferien auch für seine unmündigen Kinder verwenden will, muss daher einiges beachten – vor allem in Wien.

Frage: Wo kann ich den grünen Pass nutzen?

Antwort: Alle 27 EU-Staaten sowie die Schweiz, Liechtenstein und Norwegen akzeptieren das EU-konforme Zertifikat in Form eines QR-Codes in Verbindung mit einem amtlichen Lichtbildausweis. In Österreich selbst ist der grüne Pass als digitaler Nachweis für die drei G – also Impfung, negativer Test oder überstandene Infektion – anwendbar. Also überall dort, wo die Drei-G-Regel weiterhin gilt wie etwa in Gastronomie und Hotellerie, bei körpernahen Dienstleistungen, Freizeit- und Kultureinrichtungen.

Frage: Brauchen Kinder den grünen Pass?

Antwort: In Österreich – abgesehen von Wien – sind Kinder unter zwölf Jahren von der Drei-G-Regelung ausgenommen. Aber in einigen beliebten Urlaubsländern wie etwa Italien gilt ebenfalls für Kinder unter zwölf eine Testpflicht. Daher macht der grüne Pass gerade für Urlaubsreisen auch für Kinder Sinn. Wobei weiterhin auch alle analogen Nachweise gültig sind. In Hinblick auf Kinder und die Ferien wurde das Bezugsalter für Selbsttests in Apotheken auf zehn Jahre gesenkt.

Frage: Wie können Kinder unter 14 Jahren einen grünen Pass erhalten?

Antwort: Weil die Handysignatur erst ab 14 Jahren möglich ist, können Eltern oder Obsorgeberechtigte für Minderjährige den grünen Pass "in Vertretung" nutzen. Dazu kann über die Homepage gesundheit.gv.at eine entsprechende Vollmacht beantragt werden. Aber Vorsicht: Voraussetzung dafür ist, dass die Kinder im selben Haushalt leben und man die Familienbeihilfe bezieht. Geschiedene Obsorgeberechtigte müssen die für den grünen Pass nötigen Zertifikate über jenen Elternteil auf ihrer App speichern, der die Vollmacht hat.

Frage: Allein Wien trägt nicht alle Corona-Lockerungen des Bundes mit. Wo wurde nachgeschärft?

Antwort: In Wien gilt – anders als im Rest des Landes – im Rahmen der Drei-G-Regel eine Testpflicht für Kinder ab sechs und nicht erst ab zwölf Jahren. Das heißt: Nur in Wien müssen auch Volksschüler bei Eintritten ins Schwimmbad und ins Museum oder bei Gasthausbesuchen mit den Eltern ein negatives Testergebnis vorweisen. Eine Alternative für den Test stellt nur eine nachgewiesene überstandene Corona-Infektion dar: Denn Kinder unter zwölf Jahren dürfen aktuell noch nicht geimpft werden.

Frage: Welche Tests müssen in Wien vorgewiesen werden?

Antwort: Erschwerend kommt hinzu, dass in Wien für alle Altersgruppen keine "Wohnzimmerselbsttests" mehr für Eintritte erlaubt werden. Auch die CoV-Schultests werden nicht mehr akzeptiert. Die schnell ausgewerteten und 24 Stunden lang gültigen Antigentests werden nur dann als Eintrittskarte anerkannt, wenn sie in offiziellen Teststraßen, Schnupfenboxen oder in Apotheken durchgeführt werden. Wien spitzt aber eher darauf, dass sich immer mehr Kinder mit ihren Eltern für das Projekt Alles gurgelt anmelden. Das Ergebnis dieser sensitiven PCR-Tests liegt per E-Mail meist innerhalb eines Tages vor und ist ab der Testabnahme 72 Stunden lang gültig. Theoretisch müssten Kinder alle zwei Tage vor einer Laptop- oder Handykamera gurgeln, um den Sommer über durchgetestet zu sein.

Frage: Für die Eltern und Kinder bedeutet das einen zusätzlichen Aufwand. Ist die Testpflicht für Sechsjährige sinnvoll?

Antwort: Tourismusministerin Elisabeth Köstinger von der ÖVP hatte den Wiener Vorstoß als "völlig absurd" abgekanzelt. Am Montag legte ÖVP-Wien-Landesgeschäftsführerin Bernadette Arnoldner nach. Sie warf der Wiener SPÖ "Scheinheiligkeit" vor: Am Samstag sei einerseits ein Konzert auf dem Karlsplatz, "das von der SPÖ und ihren Vorfeldorganisationen veranstaltet wurde", mit 10.000 Fans ohne Corona-Maßnahmen wie Abstand oder Mund-Nasen-Schutz über die Bühne gegangen. Andererseits müssten sich Sechsjährige testen, wenn sie ins Freibad wollen. Anders reagierte der türkise Koalitionspartner im Bund: Der grüne Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein begrüßte den Wiener Weg. Die Epidemiologin Eva Schernhammer stellte hingegen in Ö1die Sinnhaftigkeit der Wiener Regelung infrage. (Steffen Arora, David Krutzler)