Wir wissen alle, dass Österreich ein Behörden- und Verwaltungsstaat ist. Ein bürokratisches Gebilde, das – trotz aller gegenteiligen anekdotischen Beweislage – meist recht gut funktioniert. Nur: Wenn außergewöhnliche Ereignisse eintreten, dann holpert es manchmal gewaltig. Dann vermischen sich bürokratische Trägheit und verpolitisierte Bürokratie. Stichwort: Ischgl, Corona und die Tiroler "Wir haben alles richtig gemacht"-Mentalität. Oder die Zieherei, wann der richtige Impfstoff und wie viel davon bestellt wurde.

Österreich ist ein bürokratisches Gebilde, das meist recht gut funktioniert.
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Dann gibt es teilweise außerhalb unserer Einflussnahme liegende Überforderungen. Unser Asylsystem ist auf Einzelfälle von Verfolgten ausgerichtet, nicht auf halbe Völkerwanderungen. Die rein kapazitätsmäßige Überforderung ist systemimmanent. Wenn dann anlässlich eines Horrorfalls die berechtigte Frage erhoben wird, warum mehrfache Straftäter über Jahre nicht abgeschoben werden – dann beginnt die große gegenseitige Schuldzuweisung: Polizei gegen Justiz, türkise gegen grüne Minister.

Objektiv gibt es natürlich eine personelle Überlastung; gleichzeitig geht aber an einzelne Hilfsorganisationen die dringende Bitte, sich zu überlegen, für wen sie da manchmal immer neue Beeinspruchungen einbringen; aber das eigentliche Thema bleibt: Werte Verantwortliche in Justiz und Polizei und Politik, verzichtet auf Schuldzuweisungen, bringt lieber euren Laden, so gut es geht, in Ordnung. (Hans Rauscher, 5.7.2021)