Grubmüller vor dem U-Ausschuss

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Am Dienstag wird Walter Grubmüller dort Platz nehmen, wo er eigentlich jahrelang seine Gegenspieler in der Gesundheitsbranche sehen wollte: auf der Anklagebank im großen Schwurgerichtssaal des Landesgerichts Wien. Er wird beschuldigt, den damaligen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache bestochen zu haben. Es geht dabei um Grubmüllers Rolle als Privatklinikbesitzer und die Verrechnung mit Krankenkassen, die Materie ist komplex und abstrakt.

In der Gesundheitsbranche landete Grubmüller nur auf Umwegen. Seine beruflichen Stationen reichen eigentlich für mehrere Leben: Der gelernte Werkzeugmacher glänzte im Rennsport, war Weltfinalist im Speedway auf der Sandbahn und wurde zweifacher argentinischer Meister. Nach seiner Sportkarriere gründete Grubmüller den Wettanbieter Admiral, der mittlerweile zur Novomatic gehört. Auch in Dubai und Bahrain war Grubmüller aktiv. Reich machte ihn vor allem The Global Draw. Die Firma stellt Terminals für Sportwetten her, ein US-Anbieter kaufte sie Grubmüller in den 2000er-Jahren für 154 Millionen Euro ab.

Statt sich zur Ruhe zu setzen, investierte Grubmüller Teile des Gelds in die Privatklinik Währing. Einerseits habe ihm das Geschäftsmodell getaugt, andererseits habe er die Klinik seiner Tochter schenken wollen, um sie zur Rückkehr nach Österreich zu bewegen, erzählt Grubmüller.

Buch "ÖVP Haberer"

Doch aus seiner Sicht brachte die Privatklinik nur Scherereien: Die Aufnahme in den wichtigen Privatklinikanstalten-Finanzierungsfonds (Prikraf) wurde blockiert; aus Ärger strengte Grubmüller Proteste an und schrieb ein Buch mit dem Titel ÖVP-Haberer. Der Klinikbesitzer versuchte, verschiedene Politiker für seine Sache zu bewegen; erst Strache soll sich intensiv damit beschäftigt haben. Den kannte er schon aus den 1990er-Jahren, als Grubmüller gerade ein Wettcafé im dritten Bezirk aufbaute, wo Strache Gemeinderat war.

"Welches Gesetz brauchst du", fragte ihn Strache fast dreißig Jahre später, kurz bevor er Vizekanzler der türkis-blauen Koalition wurde. Diese Chatnachricht löste Ermittlungen aus, neben einer offiziellen Parteispende an die FPÖ will die Korruptionsstaatsanwaltschaft auch andere Zuwendungen wie Flugreisen gefunden haben – beide Angeklagten bestreiten das, es gilt die Unschuldsvermutung. Er ärgere sich noch immer "sehr", sagte Grubmüller im U-Ausschuss. Der Prozess gibt ihm Gelegenheit, den Ärger zu äußern. (Fabian Schmid, 6.7.2021)