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Pro

von Gudrun Springer

Wer wird Fußballeuropameister? Stubenfliege Fifi summt es mir, während ich diese Zeilen tippe. Toll, oder? Zwar liegen ihre Orakelkollegen nicht immer richtig. Herzig anzuschauen war Henne Hannelori aber schon, als sie – selbstsicher bis in die Federspitzen – auf einen Sieg Frankreichs gegen ihr Heimatland Schweiz tippte. Die Schönbrunner Schwarzschwanz-Präriehund-Elf knabberte zweimal richtig verteilt an beflaggten Futterhäufchen, ihre Leistung fiel dann aber ab. So ein Turnier ist eben lang. Nicht jeder kann Paul der Krake sein, der 2010 acht WM-Spiele in Folge richtig voraussagte.

Wenn man Tiere nicht überfordert und nur punktuell befragt, geht es sicher besser. Versuche mit einem Papierkalender verliefen vielversprechend. Hamster Schnuffi legte ein Bemmerl auf ein Datum, an dem ich nun fest mit Badewetter im Salzkammergut rechne. Er erhielt dafür ein Knabberstangerl extra. Schnuffi ist ohne Frage "pro" Tierorakel – und damit bestimmt in guter tierischer Gesellschaft.

Kontra

von Fabian Sommavilla

Bei all dem Blödsinn, der heutzutage als Rahmenprogramm einer Fußball-EM oder -WM angepriesen wird, fällt es zusehends schwer, sich auf den Sport zu konzentrieren. Wenig ist so durchkommerzialisiert wie der moderne Fußball. Die Cashcow wird gemolken, bis sie umfällt. Jeder will ein paar Liter. Deshalb liefert ein Miniaturauto den Matchball in die Spielfeldmitte, Zuckersaftlhersteller werben mit Konterfeis der Spieler, und im Supermarkt gibt es sogar Wurst im Fußballdesign. Mahlzeit!

Wenn wir Tiere gerade nicht für den ultimativen Funfaktor beim Wurstbrotverzehr kleinhacken und einfärben, nutzen wir sie, um das Geldbörserl aufzufetten. Eine PR-Firma hatte 2010 die Idee, Krake Paul als WM-Orakel einzusetzen. Man wollte mehr zahlende Gäste in den Zoo locken und hatte Erfolg. Geködert mit ein paar Miesmuscheln verdammte Paul weitere Viecher zum prekären Orakel-Job. Es folgten Papageien, Frettchen, Elefanten, Elche und, wie könnte es anders sein: Kühe. So ein Unsinn! (RONDO, 11.7.2021)