Ethel Merhaut kocht mit ihrer Teemaschine gegen die gesellschaftliche Gleichschaltung an

Foto: Nathan Murrell

"Ich habe mich für einen Samowar als ‚bestes Stück‘ entschieden, weil er mich an die polnischen und russischen Wurzeln meiner Familie erinnert. Die Teemaschine, die an die Steckdose angesteckt wird, stammt von meiner Großmutter, die an Covid verstarb. Umso wichtiger ist es mir geworden, mich meiner Herkunft zu besinnen.

Auch meinen Kindern möchte ich weitergeben, dass man durchaus zwei Kulturen in sich tragen kann. Das soll nicht verblassen. Mit meinem Sohn spreche ich übrigens russisch. Und auf meiner aktuellen CD interpretiere ich unter anderem Musik von jüdischen Komponisten aus Osteuropa, die nach Österreich kamen und wieder fliehen mussten.

Es geht bei der Sache aber auch darum, dass die meisten Alltagsobjekte heute so wenig individuell sind. So viele Menschen haben die gleichen Möbel, Smartphones etc. Die Welt scheint mir diesbezüglich sehr gleichgeschaltet. Ich meine, wer hat heute noch einen Samowar zu Hause?"

(Michael Hausenblas, RONDO, 8.7.2021)