So in etwa könnte der Riesenkomet aussehen, den Forscher in Beobachtungsdaten des Dark Energy Survey entdeckt haben.
Illustration: NOIRLab/NSF/AURA/J. da Silva

Der sogenannte Dark Energy Survey (DES), eine am Cerro Tololo Inter-American Observatory in Chile durchgeführte Himmelsdurchmusterung, ist vor allem der Erforschung der beschleunigten Ausdehnung des Universums gewidmet. Dafür werden große Himmelsregionen auf ferne Objekte wie Supernovae oder Galaxienhaufen untersucht, um mehr über die rätselhafte Dunkle Energie herauszufinden.

Die Beobachtungsdaten eignen sich aber auch gut dazu, nach lichtschwachen Objekten im äußeren Sonnensystem zu fahnden. Erst im Vorjahr entdeckten Astronomen um Gary Bernstein von der University of Pennsylvania in Philadelphia mithilfe der DES-Aufzeichnungen gleich 139 Kleinplaneten außerhalb der Neptunbahn. Jetzt vermelden Bernstein und sein Kollege Pedro Bernardinelli einen weiteren bemerkenswerten Fund: Sie erspähten weit draußen einen rekordverdächtigen Riesenkometen.

Bernardinelli-Bernstein im Oktober 2017 auf einer Aufnahme der Dark Energy Camera am Cerro Tololo Inter-American Observatory in Chile.
Foto: Dark Energy Survey/DOE/FNAL/DECam/CTIO/NOIRLab/NSF/AURA/P. Bernardinelli & G. Bernstein (UPenn)/DESI Legacy Imaging Surveys

Aktiver Komet

Bernardinelli-Bernstein, wie das Objekt nach seinen Entdeckern heißt, bringt es auf 100 bis 200 Kilometer im Durchmesser und ist damit rund zehnmal größer als typische Kometen. Seine Masse könnte die eines durchschnittlichen Kometen sogar um das Tausendfache übertreffen, wie die Forscher berichten. "Wir haben das Privileg, den vielleicht größten jemals beobachteten Kometen gefunden zu haben – und zwar früh genug, um seine Annäherung an die Sonne mitverfolgen zu können", sagte Bernstein.

Wobei "Annäherung" relativ ist: Der sonnennächste Punkt, den der Komet im Jahr 2031 erreichen wird, liegt knapp außerhalb der Saturnbahn. Derzeit ist Bernardinelli-Bernstein noch rund drei Milliarden Kilometer von unserem Gestirn entfernt, in etwa so weit wie der Planet Uranus. Doch schon in dieser Entfernung sind Veränderungen sichtbar, das Objekt hat bereits eine Koma aus Gas und Staub entwickelt, wie die Wissenschafter berichten.

Fernreisender Riese

Nach ihren Berechnungen stammt der Komet aus dem Außenbereich der Oortschen Wolke und befindet sich auf einer extrem langgestreckten Bahn. Seine Reise hat fast 40.000 astronomische Einheiten von der Sonne entfernt begonnen. Die Astronomen vermuten, dass es in der Oortschen Wolke viele ähnliche Riesenkometen geben könnte, Bernardinelli-Bernstein ist aber der bisher größte, der genauer beobachtet werden konnte.

Wie hell und aktiv der Gigant bei seinem Besuch in den folgenden Jahren werden wird, ist den Forschern zufolge noch unklar. Sie wollen die Reise des Brockens jedoch durchgängig mitverfolgen und seine Eigenschaften genauer untersuchen. (dare, 7.7.2021)