Es war im Jahr 2016, als Martin von einem Training für Zivilcourage bei der interkulturellen Organisation Grenzenlos erfahren hat. Doch der gebürtige Kärntner, der seit fünfzehn Jahren in Wien lebt, war zu spät dran – alle Plätze für das Training waren bereits besetzt. Doch weil der Verein noch auf der Suche nach jemandem war, der das Training dokumentiert und Fotos macht, fragte man Martin, ob er sich das vorstellen könne. "Über das damalige Angebot habe ich mich sehr gefreut. Das Training hat eine Woche gedauert, ich habe fotografiert, den gesamten Prozess dokumentiert und die aus ganz Europa stammenden Teilnehmenden unterstützt. Das hat mir so gefallen, dass ich bei Grenzenlos dabeigeblieben bin", erzählt Martin, der schon immer gerne fotografiert und gefilmt hat. Vor allem Zeitraffer-Aufnahmen haben es ihm angetan.

Man lernt total viel voneinander

Seitdem engagiert sich Martin ehrenamtlich bei Grenzenlos, er dokumentiert Trainings, Projekte und Camps mit Fotos und Videos und war auch schon als Leiter eines dreiwöchigen Workcamps im Wiener Augarten aktiv, bei dem er gemeinsam mit anderen Leitern Freiwillige betreut hat. "Wir waren eine Gruppe von zwanzig Leuten und haben unter anderem eine Mauer neu gestrichen und Rosen geschnitten. Durch dieses Miteinander mit Freiwilligen aus der ganzen Welt, lernt man total viel voneinander", blickt Martin noch heute positiv auf seine Zeit als Campleiter zurück.

2019 erfüllte Martin sich seinen Traum vom Spanien-Projekteinsatz.
Foto: privat

Die Dokumentation von Veranstaltungen stand auch im Mittelpunkt seines Kurzfreiwilligeneinsatzes in Deutschland. Dort hat er für eine Jugendakademie den Instagram-Kanal und die Website betreut sowie Videos produziert. "Ich wollte immer schon mal ins Ausland, wusste aber, dass das für Menschen mit Behinderung nicht ganz einfach ist, da die Projekte ja barrierefrei sein müssen", erzählt Martin. Sechs Jahre hat es schließlich gedauert, bis 2018 der einwöchige Projektaufenthalt in Köln stattgefunden hat.

Martin fand sich dank Unterstützung auch während seines Engagements in Spanien sehr gut zurecht.
Foto: Privat

Ein Jahr später, im November 2019, klappte es im Rahmen des Europäischen Solidaritätskorps mit einem weiteren Auslandsaufenthalt in Spanien. Auch dort, bei der Organisation Europa Aqui im nordspanischen Avilés, stand die Dokumentation der verschiedenen Projekte für Instagram, Youtube und Co im Mittelpunkt seines ehrenamtlichen Engagements. Dank einer von der Organisation gestellten Assistentin konnte sich Martin im Alltag gut zurechtfinden, kommuniziert wurde auf Englisch: "Das habe ich in der Schule gehasst, aber ich habe es mir dann später mit Hilfe von Filmen und Serien in Originalfassung beigebracht".

Fotografieren zählt zu Martins Lieblingshobbys.
Foto: Pirvat

Spanien sei eine "ur coole Zeit und Erfahrung gewesen", sagt Martin, der sich nicht nur bei Grenzenlos und internationalen Projekten engagiert, sondern sich zum Beispiel auch für eine Enttabuisierung des Themas "Behinderung und Liebe" einsetzt. Bei Europa Aqui habe er nicht nur eine neue Sprache lernen, sondern auch Menschen kennenlernen dürfen, "die an mich glauben und keine Angst davor haben, mit jemandem zusammenzuarbeiten, der eine körperliche Einschränkung hat".

Natürlich sei er während des Einsatzes auch immer wieder vor größeren Hürden gestanden, "aber es gibt für fast alle Probleme auch eine Lösung".
"Ich will etwas tun und nicht unnötig daheim herumsitzen", begründet der 31-Jährige sein ehrenamtliches Engagement. "Viele Menschen, die mich auf der Straße sehen, trauen mir nichts zu, das ist immer so. Aber die Leute, die mich zum Beispiel bei meinem Engagement kennenlernen, die sind oft erstaunt, was ich alles mache. Das motiviert mich weiterzumachen." (Philipp Schneider, 13.7.2021)

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